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Melvin Vinnenberg will Schlussstrich ziehen

Denkmal Hohenzollernstraße 11 steht zum Verkauf - Stadt bemängelt alarmierenden Zustand


Gütersloh (GG). »Denkmalgeschütztes Haus in Gütersloh sucht Käufer mit Konzept und Geld«. So ähnlich könnte man die derzeitigen Bemühung von Melvin Vinnenberg aus Herzebrock-Clarholz umschreiben, um das vom Verfall bedrohte, denkmalgeschützte Gebäude in der Hohenzollernstraße 11 in Gütersloh zu verkaufen. 120 000 Euro verlangt Vinnenberg für die drei Gebäude samt 680 Quadratmeter Grundstück.
Der 24-Jährige will mit dem Verkauf seiner im November 2004 erworbenen Immobilie nach wochenlangen Unstimmigkeiten mit der Stadt Gütersloh einen Schlussstrich ziehen. Wie berichtet, hatte die Stadt einen Baustopp gegen Vinnenberg verhängt, weil dieser gegen eine ganze Reihe von Bau- und Denkmalvorschriften verstoßen haben soll. Die Bereitschaft, weitere Investitionen in das Gebäude-Ensemble zu tätigen, ist damit bei dem Herzebrock-Clarholzer erloschen. »Und wenn ich das Geld, dass ich mir vorstelle, nicht bekomme, dann lasse ich das eben alles hier so stehen«, erklärt Melvin Vinnenberg.
Eine Aussage, die wiederum Dietmar Buschmann, dem Leiter des Fachbereichs Bauordnung der Stadt Gütersloh, und Thomas Spooren vom Gestaltungsbeirat nicht gefallen dürfte. Beide nahmen das Objekt am Montag in Augenschein und bemängelten den alarmierenden Zustand des Gebäude-Ensembles. Eine Tür wurde von Randalierern eingetreten, der Eingang nur sporadisch zugesperrt, und im Gebäudeinneren türmt sich der Schutt. In der ehemaligen Schlosserwerkstatt ist das Dach nur halb gedeckt, und es kann hereinregnen.
Für Buschmann und Spooren lohnt sich jedoch der Einsatz für das denkmalgeschützte Gebäude. »Das hier ist, auch wenn es so aussieht, keine Ruine. Es ist ein Gebäude, dass vielseitig und damit sinnvoll genutzt werden kann. Wichtig ist, dass der neue Besitzer nicht nur die Liebe für so ein Objekt mitbringt, sondern auch ein vernünftiges Nutzungskonzept in der Tasche hat«, erklärte der Bauordnungsamtsleiter. Buschmann wies Melvin Vinnenberg darauf hin, dass er in der Pflicht sei, das Gebäude vor unbefugtem Betreten zu sichern. Thomas Spooren machte die »Einmaligkeit« des Ensembles deutlich und erklärte, dass die Gebäude trotz ihres desolaten äußeren Zustands im Kern gesund seien. Der mit dem Verkauf beauftragte Makler Manfred Knocke hat zwar schon Besichtigungen mit Interessenten durchgeführt, doch der »richtige Interessent« sei noch nicht dabei gewesen.
Erbaut wurde das zweistöckige Haupthaus, laut Denkmalliste, zwischen 1822 und 1857 von dem Zimmermann Heinrich Schürmann. Seit 1984 steht es unter Denkmalschutz. Das Hinterhaus wurde 1874 bis 1878 angebaut. Den hinteren Ziegelbau, der als Schlosserwerkstatt genutzt wurde, baute der Sohn von Heinrich Schürmann im Jahr 1903 an.

Artikel vom 30.03.2006