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Würdiger Platz für Leuchter

Der Chanukka-Leuchter wird vorerst in der Synagoge in Petershagen ausgestellt.Foto: VZ

Versammlung der Mendel-Grundmann-Gesellschaft

Vlotho (bu). Ein bisher einmaliges Erinnerungsstück an die jüdischen Familien Vlothos oder möglicherweise sogar an die ehemalige Synagoge der Stadt hat der Vorstand der Mendel-Grundmann-Gesellschaft während seiner Jahreshauptversammlung vorgestellt: einen Chanukka-Leuchter, der im Herbst 2005 in den Besitz der Gesellschaft gelangt ist.

»Der Leuchter hat, wenn auch stark beschädigt, die Reichspogromnacht 1938 überstanden und ist auf verschlungenen Pfaden nun in unsere Hände gelangt«, berichtete Vorsitzender Helmut Urbschat. Soweit sich die Geschichte dieses stummen Zeugen nachvollziehen lasse, sei der Leuchter nach den Ereignissen damals von einem Vlothoer Hitlerjungen gefunden worden, der ihn später bei einem Bad Oeynhauser gegen ein Werkzeug eingetauscht habe. »Nach Jahrzehnten ist der Chanukka-Leuchter in den Besitz einer Dame aus Bünde gelangt, die ihn im vergangenen Jahr unserem Schriftführer Manfred Kluge übergeben hat«, erzählte Urb-schat.
Der Leuchter, so wurde auf der Jahreshauptversammlung mitgeteilt, wird nun noch vor Ostern dem Dokumentationszentrum in der restaurierten Synagoge in Petershagen leihweise zur Verfügung gestellt. »Dort wird er in einer Glasvitrine einen würdigen Platz erhalten und so lange ausgestellt werden, bis es einmal in Vlotho für ihn einen angemessenen Ausstellungsort gibt«, so Urbschat.
Im Mittelpunkt der eigentlichen Tagesordnung der Jahresmitgliederversammlungen standen die Vorstandswahlen. Das gesamte Vorstandsteam um den 1. Vorsitzenden Helmut Urbschat, den 2. Vorsitzenden Ralf Steiner sowie Kassierer und Schriftführer Manfred Kluge wurde einstimmig wiedergewählt. Allerdings hatte Vorsitzender Helmut Urbschat zu Beginn der Wahlen mitgeteilt, dass er in zwei Jahren nicht mehr antreten werde und dann sein Amt in jüngere Hände geben wolle.
Im Jahresrückblick hatte Urb-schat zuvor an die Exkursion zur Petershagener Synagoge und Besichtigung des jüdischen Friedhofes, an die Lesung im November in Valdorf sowie an den Beginn der »Stolperstein-Aktion« erinnert. »Wir hoffen, dass wir im kommenden Dezember bereits den zweiten Durchgang dieser Aktion angehen können«, zeigte sich der Vorsitzende dann bei den Planungen für das laufende Jahr zuversichtlich.
Ein weiterer wichtiger Termin wird am 23. Mai ein Vortrag über die im Vernichtungslager Sobibor umgekommene Vlothoer Jüdin Emma Juchenheim sein, für die in Sobibor die Errichtung eines Gedenksteins geplant ist. Für den 3. September ist ein »jiddischer Liederabend« mit Daniel Kempin und Dimitri Redznik vorgesehen, der gemeinsam mit dem Kirchenkreis Vlotho ausgerichtet wird. Ende September steht schließlich eine Exkursion zum Bielefelder Gedächtnismal für die deportierten und ermordeten Juden auf dem Programm.

Artikel vom 30.03.2006