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Viehöfer wie
Latour und Kaiser

Durchhalteparolen beim SV Höxter

Von Jürgen Drüke
Höxter (WB). »Was bringen uns Komplimente? Wir haben wieder verloren!« Paul Micus, Obmann des SV Höxter, war am vergangenen Sonntag verhindert und konnte sich die Partie des SV Höxter in Geseke nicht ansehen. Nach dem Schlusspfiff erfuhr er von einer guten Leistung, einer gelb-roten Karte nach 25 Minuten und einer 2:3-Niederlage im Kellerduell.

Im ersten Spiel nach der so langen Winterpause gleich wieder auf der Verliererstraße. Da stellt sich natürlich zwangsläufig die Frage: Ist der SVH noch vor dem Abstieg aus der Landesliga zu retten? Auch darauf weiß Micus eine Antwort, eine die immer in aussichtslos erscheinenden Situationen gegeben wird: »Die Hoffnung stirbt zuletzt.« Überzeugt hört sich ganz bestimmt anders an.
Aufgegeben haben sie sich an der Weser bei zehn Punkten Rückstand auf den rettenden 13. Platz und noch 14 Spielen aber nicht. »Wir müssen eine kleine Serie hinlegen«, kann Micus den Start dazu nur für den kommenden Sonntag im Heimspiel gegen die SpVg. Bönen fordern. Auch in der abgelaufenen Spielzeit waren die Kreisstädter schon so gut wie raus aus der Liga und schafften dann unter Übungsleiter Siggi Kaiser mit einem furiosen Schlussspurt doch noch die nicht mehr für möglich gehaltene Wende. Kaiser hat damals nie Zweifel am Klassenerhalt aufkommen lassen. Das geschah mit einer stoischen Beharrlichkeit, die Außenstehenden fast schon Zweifel an seiner Kompetenz anmelden ließen.
Ein Jahr später führt nach Trainerfuchs Siggi Kaiser Trainer-Benjamin Thomas Viehöfer Regie bei den Rot-Weißen. An der Lage hat sich beim SVH nichts geändert: die sportliche Heimat ist weiterhin der Tabellenkeller.
Ein Sieg und ganze sieben Punkte sind ein bißchen arg wenig, um dieser Mannschaft doch noch die Drehung um 180 Grad zu zutrauen. Mitunter gibt es für die Auftritte wie am vergangenen Sonntag zumindest aus eigenen Reihen gute Kritiken. Doch der Sieger ist in der Regel der jeweilige Kontrahent. Aber Youngster Viehöfer macht es wie sein Vorgänger, er suggeriert eine unglaubliche Überzeugung in Sachen Ligaverbleib: »Bei uns ist niemand depremiert, auch wird keiner die Brocken hinschmeißen. Wir glauben an unsere Chance.« Der Druck könne im übrigen schon gar nicht mehr größer werden. So könnte auch jemand sprechen, der nichts mehr zu verlieren hat. Hanspeter Latour, Fußballlehrer des wohl nicht mehr zu rettenden Bundesligisten 1. FC Köln, formuliert es seit Wochen nicht anders. »Ich bin kein Schweizer«, hat Thomas Viehöfer aber einen Unterschied zum Coach aus der Beletage des deutschen Fußballs ausgemacht. Ein weiterer Unterschied ist natürlich der, dass der SVH nur Landesligist ist und sich in der kommenden Saison deshalb nicht wie der 1. FC Köln in der 2. Bundesliga wieder sieht. Schön wäre das aus Höxteraner Sicht. Die Rot-Weißen von der Weser sind fünf Spielklassen von den Rot-Weißen vom Rhein entfernt. Diese Differenz wird so bleiben, wenn Höxter tatsächlich in die Bezirksliga abrutschen würde.
Noch aber kann das vermieden werden, denn im Gegensatz zu den Domstädtern, auf die nur noch sieben Spiele warten, besitzen die Kreisstädter noch 14 Chancen das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. »Es sind noch 42 Punkte zu vergeben«, sagt Paul Micus. Beim SV Höxter wird wieder fleißig gerechnet. Wie vor einem Jahr. Noch ist der SV nicht verloren. Auch wenn es nun nicht mehr als Durchhalteparolen geben kann.

Artikel vom 29.03.2006