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Familie Herzberg schließt Café schweren Herzens

Persönliche Gründe zwingen zur Aufgabe am Monatsende

Von Oliver Horst (Text und Fotos)
Versmold (WB). Wenn am Freitag zum letzten Mal Brötchen, Brot und Kuchen im Café Götze über den Tresen gehen, schwingt bei Cordula und Volker Herzberg eine große Portion Wehmut mit. Aus persönlichen Gründen gibt das Bäckermeister-Ehepaar das Café im schmucken Fachwerkhaus an der Ravensbeger Straße nach knapp vier Jahren auf.

»Im Café stecken viel Herzblut und Eigenleistung. Wir hatten uns einen Traum verwirklicht«, sagt Volker Herzberg. Als Cordula und Volker Herzberg das gut 300 Jahre alte Ackerbürgerhaus in der Nähe der Petrikirche vor fünf Jahren kauften und anschließend in einer mehr als sechsmonatigen Umbauphase auf Vordermann brachten, wollten sie auch ein Stück Familiengeschichte wieder aufleben lassen. Schon der Großvater von Cordula Herzberg, die damals in dritter Generation das Stammgeschäft der Bäckerei Götze an der Straße Alte Landwehr führte, hatte in der Ravensberger Straße seinen Gästen Kaffee und Kuchen angeboten. »Wir wollen auch im Zentrum präsent sein und uns ein zweites Standbein schaffen«, hatte Cordula Herzberg seinerzeit im Gespräch mit dem VERSMOLDER ANZEIGER den großen Schritt erläutert.
Doch kurz nach der Eröffnung des Cafés im Sommer 2002 kam alles anders als gedacht. Die Bäckermeisterin erkrankte schwer, kann seit geraumer Zeit nicht mehr im Betrieb mitarbeiten. Lange schoben Cordula und Volker Herzberg den Entschluss über die Zukunft des Cafés vor sich her. Doch jetzt haben sie die »sehr schwierige Entscheidung« getroffen, das Café aufzugeben. »Es ist zurzeit nicht absehbar, wann meine Frau wieder in das Geschäft einsteigen kann«, erklärt Volker Herzberg. Frühmorgens backen, dann verkaufen, dazu noch die Büroarbeit und natürlich auch die Familie -Êdie Belastung sei für ihn letztlich zu groß geworden, sagt der Bäckermeister. »Als Inhaber wollten wir im Café präsent sein, zumindest an den Wochenenden«, erklärt Volker Herzberg. Das sei aber nicht mehr zu leisten gewesen. So habe sich die Familie schweren Herzens entschlossen, das Café zu schließen. Eine Mitarbeiterin verliert in diesem Zuge ihren Arbeitsplatz.
Während die Herzbergs das Stammgeschäft an der Alten Landwehr in gewohnter Form weiterführen werden -Ênur am 1. April ist ausnahmsweise geschlossen -, ist die künftige Nutzung des denkmalgeschützten Fachwerkhauses in der Innenstadt noch unklar. »Es gibt einen Interessenten, der weiterhin ein Café in den Räumen betreiben will. Wir stehen in Verhandlungen.« Auch sei alternativ eine Nutzung als Büro denkbar. »Wenn das Geschäft aber über mehrere Monate leerstehen sollte, werden wir aus dem Laden wohl eine Wohnung machen. Das fänden wir selbst aber sehr schade«, sagt Volker Herzberg.

Artikel vom 29.03.2006