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Mit Tempo 90 auf Schumis Spur

13-jährige Vanessa Criscuolo seit mehr als drei Jahren am Kart-Steuer

Von Sebastian Brockschmidt
Rödinghausen (BZ). Das Surren der Motoren ist schon von Weitem zu hören. Beim Betrachten der Fahrkünste auf der Slalomstrecke erweckt es den Eindruck, als würde auf Schienen gefahren werden, so »flitzt« Vanessa Criscuolo in beeindruckendem Tempo um die Pylonen herum.

»Ich wollte etwas Ausgefallenes machen, was sonst nicht jedes Mädchen zum Hobby hat«, beschreibt Vanessa, 13 Jahre alte Rödinghausenerin, ihre Beweggründe, die sie zum Kart-Sport getrieben haben. Seit mehr als drei Jahren sitzt sie auf den Kartbahnen Deutschlands hinter dem Steuer, und das mit wachsender Begeisterung. Die Schülerin der siebten Klasse der Realschule Bünde-Nord kann dabei mittlerweile auf eine beträchtliche Pokalsammlung mit mehr als einem Dutzend Trophäen blicken, die sie für den Automobil- und Motorradclub Hovel eingefahren hat.
Vorbilder aus dem Rennsport hat sie natürlich auch. Und einer steht dabei an vorderster Stelle: »Michael Schumacher bewundere ich am meisten, sein Fahrverhalten ist einfach grandios«, verrät sie. Parallelen zwischen ihrer »Karriere« und die des siebenmaligen Formel 1-Weltmeisters sind dabei zu erkennen: »Er hat ja auch mal im Kart angefangen...«, weiß sie zu berichten. Ob sie auch einmal professionelle Motorsportlerin werden möchte, weiß Vanessa aber noch nicht ganz genau: »Irgendwann vielleicht mal bei der Formel 3000 oder im Clio-Cup zu fahren, das würde mich aber schon reizen.«
Der Weg dahin ist aber lang und nicht ohne Anstrengungen. Während der Saison, die jetzt im Frühjahr wieder beginnt, wird wöchentlich etwa dreieinhalb Stunden trainiert, meistens in Kirchlengern. Dazu kommen dann noch die Rennen, die jedes Wochenende in ganz Norddeutschland von Vanessa und ihrem Vater angesteuert werden. »Die Eltern müssen schon voll dahinterstehen, sonst kann so ein Hobby nicht ausgeübt werden«, erklärt Vanessas Vater Antonio. Er begleitet seine Tochter zu all ihren Rennen und kümmert sich nicht nur um die Fahrerin, sondern auch um ihr Fahrzeug. Sei es die Wartung, die Reparatur oder die Beschaffung von Ersatzteilen - als »Chefkonstrukteur« hängt der Erfolg auch von ihm ab.
Die technischen Daten der »Mini-Vehikel« sind beeindruckend - 160 Kubikmeter Hubraum und knapp sechs PS lassen die Karts auf bis zu 90 km/h beschleunigen! Vanessa besitzt ihr eigenes Kart, im begrenzten Umfang werden die zwischen drei und viertausend Euro teuren Fahrzeuge von ihrem Verein gestellt.
Die Kartsaison von Vanessa umfasst insgesamt 27 Rennen mit zwei Disziplinen. Zum einen die »Trophy«-Rennserie, vergleichbar mit dem Formel-1-Modus, zum anderen Slalom-Rennen. Im vergangenen Jahr sprangen Mittelfeldplätze heraus. »Diese Saison möchte ich mich aber verbessern«, beschreibt sie ihre Motivation für diese Serie. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sie dabei nur noch männliche Kontrahenten überholen, denn im vergangenen Jahr ist sie bereits als bestes Mädchen der Saison im Bereich Weser-Ems ausgezeichnet worden.

Artikel vom 31.03.2006