30.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mozart kommt aus Steinhagen

Familie König stellt berühmten Likör her - Belcanto-Soiree mit Therese Berger

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Auch Steinhagen lässt Mozart hochleben: Vor 250 Jahren wurde der geniale Österreicher geboren, was unter der Federführung des Männerchores Belcanto am Sonntag, 7. Mai, auch gebührend gefeiert wird. Das Dörfchen am Teuto hat der Meister nie besucht - was also verbindet Mozart und Steinhagen? Die Antwort mag manch alteingesessenen Bürger nicht verwundern: Es ist der Schnaps - genauer gesagt der Mozart-Likör.

Niemand anderes als die Steinhäger-Dynastie König stellt das cremige Getränk nämlich her. Und zwar in der Geburtsstadt des großen Komponisten, in Salzburg. Die Firma Mozart Destillerie gehört je zur Hälfte der Familie von Henrich König in Steinhagen und der seines Vetters Harald, der auch Geschäftsführer ist. Voraussichtlich wird das hochprozentige Tröpfchen aus der goldenen Flasche in der Form der berühmten Mozartkugeln am 7. Mai auch ausgeschenkt. Das hat im Steinhäger-Dorf inzwischen schon fast Tradition, seit die Familien König und Schlichte mit eigenem Stand beim Weihnachtsmarkt dabei sind.
Der Süße aus Salzburg ist ein direkter Nachkomme des Wacholders vom Teuto - auch wenn man ihm das nicht anschmeckt. Eigentlich war es der Steinhäger, der die Königs vor mehr als 50 Jahren nach Österreich brachte. »Wir wollten unsere Produkte auch im Nachbarland anbieten. Doch das Zollsystem machte die Einfuhr so teuer, dass wir eine Produktion vor Ort aufbauten«, erklärt Henrich König. Die Firma verselbständigte sich, als die Steinhäger-Ära zu Ende ging. Der Mozart-Likör wurde umso erfolgreicher. 50 Mitarbeiter zählt die Firma. »Die Geschäfte laufen gut«, sagt Henrich König, auch wenn er nicht über Umsatzzahlen spricht. Auf der ganzen Welt lässt man sich Mozart schmecken. Für die Spirituosenindustrie sei der Exportanteil mit mehr als 50 Prozent ungewöhnlich hoch, so König: »Denn wir haben einen deutlichen Schwerpunkt auf dem 'Duty-Free'-Markt«. Österreich ist der Stammmarkt, Deutschland hingegen noch ausbaufähig.
Doch noch einmal zu Mozarts Tag. Die Idee hatte der Männerchor Belcanto, und er wird die Veranstaltung, die um 17 Uhr beginnt, gemeinsam mit dem Kammerchor und einem Streichquartett musikalisch einstimmen. In den Familien König und Schlichte fand er begeisterte Mitstreiter, die das Schlichte Carree gerne für die Soiree öffneten.
Nun hat Wolfgang Amadeus Mozart nicht nur wunderbare Musik geschrieben, sondern auch eine Vielzahl von Briefen. Und die handeln keineswegs nur von Belanglosigkeiten wie dem alltäglichen Familienleben und dem Wetter in Wien. Mozart hält sich mit deutlichen Worten durchaus nicht zurück, wenn er an Schwester Nannerl, an Vater Leopold und an Freunde schreibt, weiß Buchhändlerin Susanne Lechtermann. Die »Mozartbriefe«: ihr Beitrag zum Tag im Schlichte Carree. Gelesen werden sie von der Grande Dame des Bielefelder Theaters, Therese Berger - und das dürfte ebenfalls ein viel Musik haben.

Artikel vom 30.03.2006