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Alle heben die Hand für Walter Sundermeier

Unverhoffte Wahl führt zu einem Amt über Jahrzehnte - Ehrenvorsitz bei den Kleingärtnern

Von Reinhard Kehmeier
(Text und Fotos)
Löhne-Mennighüffen (LZ). Ein besonderes Jubiläum kann Walter Sundermeier, Zur Schule 7, feiern. Der Ehrenvorsitzende der Mennighüffener Gartenfreunde gehört seit fünf Jahrzehnten dem Vorstand des Kleingartenvereins an.

»Die großen Bohnen sind schon drin«, der 92-jährige Senior weiß um die spät gestartete Saison der Freizeitgärtner. Tochter Karin Leickel (59) hat die Bohnen im Kleingarten des Reihenhauses gelegt. Sie pflegt den Vater und mag die Tradition in seinem Gartenreich noch nicht aufgeben. Auch wenn andere im Verein längst das Ruder übernommen haben: Dank jahrzehntelangen Einsatzes Walter Sundermeiers ist das Schiff der Kleingärtner stets auf Kurs geblieben, konnte sich die Gemeinschaft gut entwickeln. Sogar dem zweiten Kleingärtnerverein in Löhne, Werretal, hat er zur Gründung verholfen. Der gebürtige Westscheider hatte bei Hauenschild das Tischlerhandwerk erlernt und nach dem Krieg als Kreis-Oberstraßenwärter 80 Kilometer des Straßennetzes in Löhne und Bünde unter Kontrolle. Wie viele andere trat er dem 1948 im Becker Krug gegründeten Kleingartenverein bei: »So gab es die Möglichkeit, Sämereien zu bekommen, Dünger und auch Einmachgläser.«
Der Vorstand wechselte häufig. 1956 fehlte der vorgesehene Kandidat. »Alle hoben in der Mitgliederversammlung die Hände für den neuen Vorschlag Walter Sundermeier«, erinnert sich der heutige Ehrenvorsitzende. Die unerwartete Wahl bereitete ihm eine schlaflose Nacht. Doch er wollte die Sache in Angriff nehmen. Und er führte den Verein zielstrebig zu vielen Erfolgen. Dazu gehörte 1960 der Bau des ersten kleinen Hauses auf dem Vereinsgelände am Ulenburger Weg mit damals 88 Mitgliedern. Aus einem Unterstand wurde eine kleine Holzbaracke, dann ein festes Haus, und 1974 kam ein Anbau hinzu. »Eine Stätte der Begegnung und Behaglichkeit«, wie der Vorsitzende damals zur Einweihung feststellte.
Der Generalpachtvertrag für das Ulenburger Gelände von 1949 sah 32 Parzellen von jeweils 350 Quadratmetern für 20 Mark jährlich über 15 Jahre vor. Im Kreis der Mitglieder waren zu Beginn 155 Apfel-, 125 Birnen und 138 Zwetschenbäume registriert. Dazu 14 Bienenstöcke, 284 Hühner und 106 Kaninchen. So ist es in der Gründungschronik festgehalten. Maria Uhde aus der Ulenburger Siedlung gehört zu den ersten Pächtern, auch wenn ihre gepflegte Parzelle längst nicht mehr selbst bewirtschaften kann. Nebenan, »auf Nummer vier«, residieren heute Lydia Fuhrmann-Hoffmann und Wilhelm Hartfeld. Sie freuen sich darauf, dass bald wieder alles grünt und blüht.
Walter Sundermeier erinnert sich gut daran, wie nach dem Kriege aus dem Grabeland, wie es damals hieß, die ersten Gärten entstanden. 1952 zog er mit der Familie in das Reihenhaus an der Straße Zur Schule. Auch hier gedieh das Gemüse prächtig: Ein Riesenkohlrabi machte nicht nur im Verein Schlagzeilen.
Geselligkeit wurde stets großgeschrieben bei den Gartenfreunden. Legendär sind die Sommerfeste und vor allem auch die Weihnachtsfeiern.

Artikel vom 30.03.2006