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»Beflaggtes« Kräuterbuch

Uni-Studentinnen nähten Fahnen für die Wewelsburg


Kreis Paderborn (WV). Fahnen setzen Signale. Vom 9. April bis 30. Juli werden 1,50 m breite und vier Meter lange Stoffbahnen, befestigt an Fahnenmasten, die Brücke zur Wewelsburg säumen und farbenprächtig zur Ausstellung »Pflanzenkunde im Mittelalter - Das Kräuterbuch von 1470« des Kreismuseums geleiten.
Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht das Anholter-Moyländer Kräuterbuch, eine Abschrift des 1450 verfassten Werks des Münchener Arztes Johannes Hartlieb. Das Werk gilt als eines der bedeutendsten medizinischen Werke des Mittelalters und gibt einen detaillierten Einblick in die mittelalterliche Naturheilkunde.
In den vergangenen Wochen haben Studentinnen der Universität Paderborn unter Leitung von Professorin Dorothea Reese-Heim im Rahmen ihrer fachpraktischen Examensprüfung »Textilgestaltung« diese mittelalterliche Vorstellungen von Pflanzen, Tieren und Mineralien auf Fahnen gebannt.
»Drei Wochen habe ich jeden Tag genäht«, erzählt Maren Voigt, die die Abbildung der Kamille in einen Traum aus weißem Segelstoff mit Applikationen, die im typischen Kamillegelb umsäumt sind, verwandelt hat. Die Signaturen- und Heilslehre des Mittelalters wurde zum Ideengeber für die plakativen Stoffbahnen.
Die sogenannte Signaturenlehre beruhte auf der im Mittelalter verbreiteten Vorstellung, dass Gott den Menschen durch die äußere Gestalt der Dinge Hinweise auf deren heilende Kräfte geben wollte. So glaubte man zum Beispiel, dass eine rote Blütenfarbe die Bedeutung der Pflanze für das Blut, herzförmige Blätter ihre Wirksamkeit für das Herz oder die nierenförmige Gestalt der Bohnenkerne deren Heilkraft bei Nierenleiden anzeigen.

Artikel vom 29.03.2006