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Kaiser zieren des Königs Hals

Zum 175. Jubiläumsfest Königskette noch einmal auf Hochglanz poliert

Paderborn (WV/ka). Mit Pauken und Trompeten, mit einem besonders glanzvollen Schützenfest und einer Fahrt nach Rom mit Papstaudienz begeht der Paderborner Bürger-Schützenverein von 1831 das 175. Jubiläum.
Das Westfälische Volksblatt wird in einer Reihe von Beiträgen wichtige stadthistorische Aspekte aus der Vereinsgeschichte beleuchten und so die besondere Verbundenheit von Stadt, Schützen und der Kirche von Paderborn würdigen. Immerhin begleiten Erzbischof Hans-Josef Becker, Landrat Manfred Müller und Bürgermeister Heinz Paus die 450 Schützen auf der Romfahrt, wo es während der Generalaudienz zur hoffentlich direkten Begegnung mit Papst Benedikt XVI. kommen wird.
»Aushängeschild« und Zeichen der Regentenwürde beim PBSV ist die Königskette, die erst kürzlich »generalüberholt« wurde und nun für weitere Generationen glänzt. Von Anfang an bestand diese Königs»kette« eigentlich nur aus einem Stern, der am Bande getragen wurde, wie alte Fotos belegen. Wohl im Zusammenhang mit dem 75-jährigen Vereinsjubiläum schaffte der Vorstand eine richtige Kette an. Sie war auf Antrag des Kaufmanns und Verwaltungsrates Gustav Ullner bei Goldschmied Josef Fuchs (  1946) in Auftrag gegeben worden, der sie für die damals enorme Summe von 650 Mark anfertigte und dem Vorstand am 15. Juni 1906 übergab.
Ob nun Ullner zu seinem Antrag durch die Ankündigung von Bischof Schneider, dem jeweiligen Oberst zum 75jährigen Vereinsjubiläum einen Stern zu stiften, veranlasst wurde oder ob vielmehr Bischof Schneider aufgrund des Vorstandsbeschlusses ebenfalls einen Beitrag zum Jubiläum leisten wollte oder geleistet hat, konnte selbst PBSV-Historiker Klaus Zacharias nicht mehr feststellen.
Eine erste gründliche Überarbeitung erfolgte 1932 durch Josef Fuchs, der als Lohn 15 Goldmark erhielt. Zuletzt wurde die Königskette durch Goldschmiedemeister Bernd Cassau im Auftrag des amtierenden Schützenkönigs Dr. Rudolf Wansleben restauriert.
Die Königskette von 1906 verbindet verschiedene Elemente. Im Hauptteil erkennt man das Paderborner Rathaus. Am unteren Ende hängt ein Stern in Form eines Malteserkreuzes mit vier Eichenblättern und dem preußischen Adler, bekrönt mit der Kaiserkrone von 1871.
Die einzelnen Glieder ordnen die Kette in die Geschichte von Stadt und Kirche ein. So erkennt man die Kaiser Karl den Großen und Heinrich II., die vier Stadttore (das Gierstor fehlt; das Rosentor gibt es erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts). Außerdem sieht man das Hochstift- und das Westfalenwappen, die »Tigge« (Ükernrathaus bis 1843) und den Paderausfluss mit der 1915 eingestürzten Brücke. Den oberen Abschluss bildet das älteste bekannte Stadtsiegel von 1241. Schließlich findet man in zwei weiteren Gliedern das Dreihasenfenster aus dem Kreuzgang des Domes. Erster Träger war übrigens Aloys Kraft von der Maspern-Kompanie.

Artikel vom 29.03.2006