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E.ON »kauft« Tribünen für die Baskets

Stadt will Sportzentrum Maspernplatz für 723 000 Euro erstbundesligatauglich ausbauen

Von Manfred Schraven
Paderborn (WV). Sportlich können die Schröno Baskets am kommenden Samstag gegen BG 74 Göttingen, fünf Spieltage vor Saisonschluss, alles klar machen. Zurzeit spielten sie als 1. Bundesligist allerdings weiter in Zweitliganiveau. Das soll sich schnellstens ändern. Die Stadt will die Sporthalle am Maspernplatz für 723 000 Euro »erstbundesligatauglich« umbauen.

Erst im Februar war der Geschäftsführer der BBL (Bundesliga der Baskets) Jan Pommer an der Pader und ist mit einem sehr guten Gesamteindruck aus den Gesprächen mit Vereinspräsident Udo Fölling und Sportdirektor Dr. Nima Mehrdadi herausgekommen - zumindest was die wirtschaftliche und sportliche Planung angeht (wir berichteten). Darüber hinaus konnte er die optimistische Zusage mit auf den Weg nehmen, dass die Paderborner auch das Sportzentrum Maspernplatz erstligatauglich bekommen wollen. Und dafür will sogar die E.ON Westfalen Weser AG der Stadt unter die Arme greifen. Die Finanzierung der außerplanmäßigen Ausgaben soll unter anderem nämlich durch den Abschluss eines Sponsoringvertrages in Höhe von 157 000 Euro mit E.ON getragen werden. Als Gegenleistung für den Sponsoringbetrag werden E.ON Westfalen Weser die Namensrechte für alle Tribünen im Sportzentrum Maspernplatz auf die Dauer von zehn Jahren übertragen. Und um die Tribünen geht es insbesondere beim erforderlichen Ausbau für die Erstliga-Tauglichkeit.
Kernpunkt für die Lizenz-Erteilung in der 1. Liga ist der Nachweis für 2000 Sitz- und 1000 Stehplätze. Mit einer Teleskoptribüne jeweils an den Stirnseiten mit insgesamt 702 Sitzplätzen und 712 Stehplätzen erreicht die Maspernhalle eine Gesamtkapazität von 2027 Sitz- und 1012 Stehplätzen. Zusätzlich werden Voraussetzungen für Fernsehübertragungen durch bauliche Maßnahmen an der Geräteraumseite geschaffen.
Zur teilweisen Refinanzierung der errichteten zusätzlichen Tribünen sollen die Schröno Baskets für die Nutzung des Sportzentrums Maspernplatz künftig eine jährliche Pacht in Höhe von 30 000 Euro zahlen.
Die finanziellen Erfordernisse für den sportlichen Wiederaufstieg der Paderborner Baskets, die übrigens ausgerechnet gegen Göttingen am 18. März 1994 ihren ersten Aufstieg in die höchste Spielklasse klar machten, sind noch nicht durch Ratsbeschluss gesichert, da kommen schon die ersten Querschüsse. So wirft Reinhard Borgmeier von der DIP der Stadt vor, im Handstreich, ohne Beteiligung des Sportausschusses, den Ausbau der Sporthalle im Rat zu beschließen. Nachdenklich mache vor allem die von der Verwaltung vorgeschlagene Finanzierung in Höhe von rund 750 000 Euro. Borgmeier in einer Presseerklärung: »Knapp zwei Drittel sollen aus Zinserträgen des Stadtwerkeverkaufs, rund 100 000 Euro aus Mehrwertsteuererstattung und 157 000 Euro aus dem Sponsorenvertrag mit E.ON finanziert werden. Dafür soll kurzerhand die Rechtsform geändert und die Halle als Betrieb gewerblicher Art geführt werden.« Borgmeier sieht den Sponsorenvertrag als unter Wert beschlossen: »157 000 Euro für zehn Jahre, das sind pro Jahr 15 700 Euro, geteilt durch etwa 20 Heimspiele macht rund 785 Euro pro Spiel«. Fakt sei jedenfalls, dass die Stadt Paderborn die Tribünenrechte auf zehn Jahre dem Markt entziehe, und das verstoße gegen haushaltsrechtliche Wettbewerbsauflagen und gegen das Transparenzgebot.

Artikel vom 29.03.2006