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Stimmung im Handwerk wird besser

1400 Handwerksbetriebe im Kreis Herford bieten unverzichtbare Dienstleistungen


Die Stimmung wird besser - das melden zur Zeit Wirtschaftsinstitute, Meinungsumfragen im Handwerk und allgemeine Konjunkturumfragen.
Wie viele andere Wirtschaftsbereiche leidet auch das Handwerk im Kreis Herford seit Jahren unter einer bisher eher vor sich hin dümpelnden Binnenkonjunktur. Betriebsschließungen und Arbeitsplatzabbau sind Folgen aus dieser konjunkturellen Durststrecke. Um so mehr richten sich die Erwartungen auf die kommende Entwicklung. Hier weisen die aktuellen wirtschaftspolitischen Aktivitäten der Bundesregierung in die richtige Richtung.
Das Handwerk ist im Kreis Herford nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil der mittelständisch geprägten Wirtschaft unseres Raumes. Heimische Handwerker sind vor allem im KFZ- und Fahrzeugbereich, im Bau- und Ausbaugewerbe, in der Feinwerktechnik, in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, in der Nahrungsmittelherstellung und im Gesundheits-, Körperpflege und Wellness-Sektor tätig. Als Nahversorger für Privatkunden, als Servicepartner für den gewerblichen Bereich und als Auftragnehmer im öffentlichen Sektor bieten die rund 1400 Handwerksbetriebe im Kreis Herford unverzichtbare Dienstleistungen an. Das bedeutet Beschäftigung für etwa 12 000 Mitarbeiter. Zugleich werden rund 1100 Auszubildende in den Betrieben des Handwerks auf ihre berufliche Kariere vorbereitet.
Die Hoffnungen der Handwerksbetriebe richten sich auf die Auswirkungen aus den jüngsten Beschlüssen der Bundesregierung. Das so genannte »25-Milliarden-Programm«, die Impulse für die Sanierung und Modernisierung von Gebäudesubstanz, Energieeinsparung und die Aussicht auf Verbesserungen bei den Betriebssteuern beeinflussen die Zukunftseinschätzungen der Handwerksunternehmen positiv. Erwartet wird, dass überholte und bürokratische Regelungen aufgebrochen werden, um zu mehr Flexibilität und damit Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu kommen.
Zwar mussten durch den Fortfall der Eigenheimzulage gerade kleine und mittelständisch geprägte Betriebe des Bau- und Ausbauhandwerks bestimmte Einbußen hinnehmen, aber die Erleichterungen bei der steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerks-dienstleistungen sorgen hier für eine gewisse Kompensation.
In einem Punkt kann das Handwerk den Vorhaben des Gesetzgebers allerdings nicht zustimmen. Das ist die beabsichtigte Anhebung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2007. Es muss befürchtet werden, dass die Umsetzung dieses Vorhabens zu einer Verteuerung von handwerklichen Dienstleistungen führt. Damit würden all bisher absehbaren Verbesserungen möglicherweise mit einem Schlag wieder zunichte gemacht. Hier erwartet das Handwerk, dass die Politik dies bei ihren Entscheidungen berücksichtigt.
Erfreulich ist, dass die Handwerksbetriebe trotz wirtschaftlich schwieriger Zeit in der Bereitschaft, junge Menschen auszubilden, nicht nachgelassen haben. So konnte bisher, obwohl Betriebszahlen und Mitarbeiterbestand insgesamt rückläufig sind, doch der Stand an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen gehalten werden; ein Zeichen für die optimistische Zukunftserwartung der Handwerker einerseits und für die Tatsache, dass sich die Handwerksunternehmen der jungen Generation immer verbunden gefühlt haben, indem sie ausbilden.
Als schwerwiegenden Fehler, der insbesondere der früheren Regierung angelastet wird, wertet man im Handwerk die einschneidenden Veränderungen bei dem Großen Befähigungsnachweis, also der Meisterprüfung als Voraussetzung für Ausübung eines Handwerks und Ausbildung im Handwerk.
Minderqualifizierten werden hier Möglichkeiten eröffnet, gegebenenfalls auch auf dem Wege der Ich-AG durch vereinfachte Ausnahmebewilligungen handwerkliche Leistungen anzubieten, ohne dass ein ausreichender Wissens-, Erfahrungs- und Kenntnisstand vorhanden ist.
Leidtragende sind hier auf der einen Seite junge Menschen, weil auf diese Weise potentielle Ausbildungsplätze vernichtet werden und auf der anderen Seite die Kunden, wenn ihnen durch unqualifizierte Arbeit von kaufmännisch unseriösen »Betriebe« Qualitätsmängel, Schlechtleistungen und Garantieprobleme aufgebürdet werden. Erste Erfahrungen mit der neuen Gesetzeslage bestätigen diese Warnungen aus dem Handwerk leider eindrucksvoll.
Um so mehr bleiben die Fach- und Meisterbetriebe des Handwerks als Dienstleister vor Ort bemüht, individuelle Kundenwünsche schnell und preisgünstig zu erfüllen und als Meisterbetriebe fachlich qualifizierte Leistung anzubieten und auszuführen.

HANS-DIETER BÄCKER
Geschäftsführer
Kreishandwerkerschaft Wittekindsland
Geschäftsstelle Herford

Artikel vom 07.04.2006