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Tiebreak-Krimi und
Rechenschieber-Finale

Levern gleichauf mit Gohfeld, aber in der Relegation

Von Volker Krusche
Levern /Pr. Oldendorf (WB). Es war ein Krimi, wie ihn selbst der beste Autor nicht hätte zu Papier bringen können. Erst in der Verlängerung des Tiebreaks fiel am Wochenende die Entscheidung darüber, wer sich über die Relegation noch Hoffnung auf den Aufstieg von der Volleyball-Bezirksliga in die Landesliga machen durfte. Und am Ende jubelte der Klassenneuling, der TV Levern, während der lange Zeit als sicherer Vizemeister angesehene TV Jahn Minden nach dem 18:16 lange Gesichter machte und am Ende sogar noch auf Rang vier zurück fiel.

Doch damit nicht genug, denn durch das 3:2 (25:15, 21:25, 28:26, 22:25, 18:16) wollte es die Saisonbilanz, dass die »Frisch-Auf«-Herren und der CVJM Gohfeld Kopf-an-Kopf in der Tabelle zu finden waren. Sowohl was die Punktzahl von jeweils 28:8 Zählern, als auch das mit 45:21 identische Satzverhältnis anging. Doch am Ende durfte Levern jubeln. »Ich weiß zwar nicht, ob jetzt das Ballverhältnis oder der direkte Vergleich entscheidet, wir liegen aber in beiden Punkten vorn«, so TVL-Trainer Tim Schönfelder. Man weise ein um knapp 100 Bälle besseres Ballverhältnis auf und hätte beide Vergleiche mit Gohfeld für sich entschieden.
Allerdings musste Schönfelder nach dem Hitchcock-Finale zunächst einmal tief durchatmen. »Mensch, war das eine enge Kiste!« Die Partie bei den Jahnern, die durch die vorherige Niederlage in Pr. Oldendorf die Vorentscheidung verpasst hatten, wog hin und her. Levern fand besser ins Spiel, beherrschte Minden beim 25:15 sicher. Doch die Jahner »schlugen« zurück, schafften den Satzausgleich. Der dritte Durchgang war hart umkämpft, sah »Frisch-Auf« am Ende aber knapp mit 28:26 in Front. Doch Jahn kam erneut zurück, glich durch das 25.22 wiederum aus. Es war ein wahrer Tanz auf der Rasierklinge. Wer würde den entscheidenden Fehler machen. Der Tiebreak ist da gnadenlos. Und beide Mannschaften spielten entsprechend hochkonzentriert. 18:17 führte Levern im fünften Satz, als den Jahnern ein Fehler unterlief - 18.16. Der Sieg. Die Aufstiegsrelegation. Unbeschreiblicher Jubel auf der einen, völlige Niedergeschlagenheit auf der anderen Seite.
»Wir hatten zwar vor der Saison gesagt, dass wir vorne mitspielen wollen. das allerdings nur, weil man in diesen Minigruppen schon im Vorderfeld landen muss, um mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Dass wir es am letzten Spieltag aber noch zu unseren Gunsten gekippt haben, ist schon phänomenal«, so Tim Schönfelder. Natürlich machte man sich sofort Gedanken darüber, ob ein möglicher Aufstieg überhaupt der richtige Weg sei. Immerhin hatte die junge Leveraner Mannschaft erst in der Bezirksklasse begonnen und jetzt ein Jahr in der Bezirksliga auf dem Buckel. Da war eine Vernunftsentscheidung gefragt. »Aber wir wollen es versuchen. Klappt es mit dem Aufstieg, dann werden wir ihn auch wahrnehmen.« Zunächst wird es in der Relegation wahrscheinlich am letzten April-Wochenende gegen den »Vize« der Parallelstaffel, den TuS Leopoldshöhe, gehen. Sollte man hier bestehen, würde man Anfang Mai auf den bisherigen Landesligisten aus Herford treffen. »Doch egal wie die Relegation auch ausgehen mag, unsere junge Mannschaft hat schon jetzt mehr erreicht, als wir uns erträumt hatten.«
TG Bielefeld - OTSV Pr. Oldendorf 1:3 (17:25, 21:25, 25:22, 15:25). Rang fünf - mit ausgeglichenem Punktekonto - für den OTSV. Hätte das vor der Serie jemand zu Matthias Kolbe gesagt, er hätte es kaum geglaubt. Immerhin wurde auch hier eine junge Mannschaft aufgebaut, die sich zunächst finden musste. Und lange Zeit verlief die Saison in den unteren Gefilden der Bezirksliga auch ungemein eng, so dass sich die Oldendorfer nicht einmal sicher sein durften, in der Klasse zu bleiben. Doch die Mannschaft hat in der Rückrunde bereits mehrfach gezeigt, was in ihr steckt. Und so war der tolle fünfte Platz sicherlich der Verdienst dafür.
Die Fortschritte, die das Team machte, waren auch im letzten Spiel deutlich zu erkennen. So ließ sich der OTSV nach der 2:0-Satzführung auch durch den verlorenen dritten Durchgang überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und machte den Sack halt mit leichter zeitlicher Verschiebung zu.
Auch die Oldendorfer dürfen somit eine überaus zufriedenstellende Saison bejubeln.

Artikel vom 28.03.2006