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Offene Fragen
zur Gentechnik

Wenig Zuhörer bei Podiumsdiskussion

Kreis Herford (wst). Welche Haltung nimmt die Politik zur grünen Gentechnik ein? Sieht sie die landwirtschaftliche Anwendung von Pflanzen, deren Erbgut mit artfremder DNS verändert wurde, als Chance oder Gefahr für Deutschland an? Diesen Fragen ging am Freitag die Lokale Agenda Herford nach und diskutierte die grüne Gentechnik mit Politikern der im Bundestag vertretenen Parteien.

Lediglich die »Linke« fehlte auf dem Podium, da die heimische Bundestagabgeordnete Inge Höger erkrankt war. Auch blieb das Publikum der Veranstaltung fern. Nur 15 Zuhörer hatten sich im Haus des Kirchenkreises verloren. Die Haltung der Lokalen Agenda, deren Arbeitsgruppe »Gentechnikfreie Landwirtschaft« sich schon seit längerem mit dem Thema beschäftigt, war eindeutig: Sie lehnt die grüne Gentechnik ab.
In dieser Eindeutigkeit folgte ihr alleine die grüne Bundestagsabgeordnete Britta Haßelmann. Die Interessen der Verbraucher und der Schutz von Umwelt und Natur hätten bei den Grünen/Bündnis 90 höchste Priorität. Dagegen seien die Risiken der grünen Gentechnik noch nicht ausreichend erforscht.
Für die SPD, so der Bundestagabgeordnete Wolfgang Spanier, hätten die Interessen der Verbraucher und der Schutz der Umwelt und Natur ebenfalls Priorität. Dabei dürften aber die Vorteile der grünen Gentechnik, wie ein höherer Ernteertrag, weniger Arbeitsaufwand und eine bessere Abwehr von Schädlingen, nicht übersehen werden.
In der Diskussion um das Für und Wider dürfe nicht vergessen werden, dass die deutsche Politik geprägt sei von Regeln der Europäischen Union und von Abkommen mit der Welthandelsorganisation. Die ersten europäischen Richtlinien zur Genforschung habe noch die rot-grüne Bundesregierung mit den Stimmen aller im Bundestags vertreten Parteien, außer der PDS, umgesetzt.
Dr. Reinhard Göhner (CDU) erklärte, er habe seine anfängliche Skepsis abgelegt, je mehr er sich mit dem Thema befasst habe. Jetzt trete er dafür ein, dass Deutschland sich öffne, an der Entwicklung teilhabe und sie beeinflusse. Zudem sei in der Tierhaltung der Gebrauch von gentechnisch veränderten Medikamenten schon üblich.
Schließlich wies der Unions- Politiker auf die weiter wachsende Weltbevölkerung hin und fragte, ob Deutschland eine Verweigerungshaltung ethisch verantworten könne.
Chancen und Risiken der grünen Gentechnik sähen auch die Liberalen, aber die Chancen würden eindeutig überwiegen, sagte Frank Schäffler (FDP). Die Biotechnologie sei eine Wachstumsbranche, an der Deutschland zurzeit nicht teilhaben würde. »Das aktuelle Gentechnikgesetz ist ein Verhinderungsgesetz«, so Schäffler.

Artikel vom 29.03.2006