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Zuschauer 90 Minuten gequält

Haushoch überlegenem FC Gütersloh fehlt Konsequenz und Leidenschaft

Von Dirk Heidemann
Bielefeld (WB). Es war der erste warme Frühlingstag. 400 erwartungsfrohe Zuschauer wollten das schöne Wetter nutzen, um im Stadion Rußheide einen tollen Fußballnachmittag zu verleben. Doch leider tat ihnen weder der VfB Fichte Bielefeld, noch der FC Gütersloh 2000 beim 0:0-Derby-Langweiler diesen Gefallen.

Die Hausherren quälten den eigenen Anhang 90 Minuten lang mit dem Ergebnis, nicht einen einzigen gefährlichen Schuss auf den Kasten von Alexander Kuschmann abgegeben zu haben. Und die Gäste verstanden es trotz einer drückenden optischen Dominanz (13:4 Ecken!) nicht, das Leder einmal über die Linie zu drücken. Grund war der Gütersloher Alibifußball ohne jegliche Leidenschaft. Es gelang dem FCG in keiner Phase des Spiels, richtigen Druck aufzubauen und der Abschluss wurde in den meisten Fällen konsequent verweigert.
»Wir hatten vier glasklare Torchancen, eine davon muss einfach drin sein«, ärgerte sich Trainer Dr. Jörg Weber darüber, zwei Punkte in Bielefeld liegen gelassen zu haben. Tatsächlich allerdings sollte der Coach froh sein, dass die eines vermeintlichen Oberliga-Spitzenteams unwürdige Darbietung nicht noch durch den Gewinn eines »Dreiers« übertüncht wurde. So bleiben ihm unter der Woche wenigstens genug Gründe, um seinem verhätschelten Haufen mal ordentlich den Kopf zu waschen.
Sören Brandy hatte nach einer gelungenen Stafette über Sören Siek, Dirk Flock und Marco Antwerpen mit einem spektakulären Seitfallzieher, den VfB-Keeper Yorck Bergenthal mit einem Reflex über das Tor boxen konnte, in der 28. Minute für den ersten Höhepunkt gesorgt. Flock, dessen Kopfball abgeblockt wurde (39.), und Antwerpen, der nach Querpass von Brandy das Leder an die Querlatte hämmerte (41.), hatten zwei weitere dicke Gelegenheiten für die Gäste. In der völlig ereignisarmen zweiten Hälfte weckte nur der eingewechselte Marcus Fischer die vor sich hin dösenden Zuschauer noch einmal auf. Doch Teufelskerl Bergenthal hatte an Fischers Schlenzer in der 68. Minute die Fingerspitzen dran.
Zu Gute halten muss man beiden Teams allerdings, dass sie am Sonntag mit dem jeweils allerletzten Aufgebot antraten. Beim VfB fehlten fünf Stammkräfte. Nach dem Aufwärmen wurde Andre Möller aus der Anfangself und Carsten Block sogar ganz aus dem Kader gestrichen. Zu allem Überfluss musste Abwehrchef Güven Aydin schon nach zehn Minuten mit einer Oberschenkelblessur ausgewechselt werden.
Beim FCG fiel neben Marinko Miletic, Daniel Barton, Deniz Sahin und Yusuf Kaba kurzfristig noch Max Heinrich mit Achillessehnenproblemen aus, so dass auf der Bank neben den Rekonvaleszenten Fischer und Kurtulus Öztürk als einziger gesunder Feldspieler Piet Behrens zu finden war.
Dennoch hätte das vorhandene Personal dazu in der Lage sein müssen, den biederen Abstiegskandidaten von der Rußheide zu fegen. Sollten in der Rückrunde derart blutleere Auftritte des FCG an der Tagesordnung bleiben, kann den lieben Mitmenschen nur zugerufen werden: Leute, bleibt lieber zu Hause oder stellt in eurer Freizeit sinnvollere Dinge an.

Artikel vom 27.03.2006