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Driburger in Äthiopien fast gestorben

Friedhelm Henkst sammelt unermüdlich für Welthungerhilfe: Afrika-Einsatz nach Erkrankung abgebrochen

Von Michael Robrecht
Bad Driburg (WB). Glück gehabt! Friedhelm Henkst aus Bad Driburg, vielen Menschen im Kreis Höxter als unermüdlicher Spendensammler für die Welthungerhilfe ein Begriff, wäre bei einem Hilfseinsatz in Äthiopien durch eine gefährliche Infektion am rechten Bein fast gestorben. Der 56-Jährige konnte noch rechtzeitig ausgeflogen werden und wird nun im St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn mehrfach operiert.

Seine Hilfsbereitschaft hätte ihn fast das Leben gekostet: »Ich hatte fünf Schutzengel«, sagt der Vater von drei erwachsenen Söhnen, der seit zwei Wochen das Krankenbett hüten muss, über die tragischen Ereignisse. Der gelernte Elektriker Friedhelm Henkst engagiert sich seit vier Jahren, seit er aus Gesundheitsgründen als Fahrlehrer nicht mehr beruflich tätig sein kann, für die Ärmsten der Armen. Ansporn war die Dieter-Thomas-Heck-Welthungerhilfe-Gala im ZDF: »Da hat es Klick gemacht. Du musst helfen. Jeder Cent zählt, habe ich beschlossen.« Vor Supermärkten im Kreis Höxter, auf Libori in Paderborn, Annentag in Brakel oder Huxori Markt in Höxter baut er seinen Welthungerhilfestand auf und sammelt erfolgreich Geld für die Armen. »14 000 Euro habe ich 2005 zusammenbekommen«, berichtet der Driburger stolz.
Bei einer Sammelaktion in der Detmolder Fußgängerzone lernt er zufällig Bernhard Meier zu Biesen aus Heiligenkirchen kennen, der als Regionaldirektor in Addis Abeba die Welthungerhilfe in Äthiopien organisiert. Henkst beschließt: »Im Januar fliege ich für einen mehrwöchigen Hilfseinsatz nach Afrika und schaue mir Projekte vor Ort an, für die ich 2006 dann in OWL Geld sammele.«
Gesagt, getan. Anfang Januar sitzt er im Flugzeug. In Addis Abeba lebt er mitten in den Slums (»Nachts kamen mir die Tränen über so viel Elend«); er baut für die Welthungerhilfe ein »Drop-in-Center« für 90 Waisenkinder auf. Henkst übernachtet spartanisch in einem Büro, sucht sich auf unkonventionelle Art Baumaterial zusammen. Der Driburger geht auch in die Schulen und verschenkt dort WM-Fußbälle, die er günstig in den WESTFALEN-BLATT-Geschäftsstellen gekauft hat. »Die Kinder sind alle so dankbar«, ist er mit seinem Hilfseinsatz zufrieden. Auch das Ehepaar Rosi und Klaus Krekeler aus Peckelsheim besucht er bei ihrem Projekt in Äthiopien; sie schmieden Pläne für eine spätere Zusammenarbeit.
Doch dann erwischt es Friedhelm Henkst: Seit Jahren hat er am rechten Bein eine - mal mehr und mal weniger - offene Stelle, die ihm seit einem Unfall vor 26 Jahren (»Da ist mal ein Gabelstapler drüber gefahren«) Ärger macht. Beim Duschen gerät unsauberes Wasser in die kleine Wunde: »Vier Tage war das Wasser abgestellt«, schildert Henkst, warum das Wasser plötzlich verkeimt war. Innerhalb von zwei Tagen ist sein Bein blau und dick wie ein Ballon, die Keine sitzen schon am Knochen. »Ich konnte nicht mehr stehen, bekam Kopfschmerzen und Antibiotika, die aber überhaupt nicht halfen«, erzählt der 55-jährige Driburger. Er kommt ins Krankenhaus von Addis Abeba. Sein Zustand verschlechtert sich. »Wäre da nicht zufällig ein Team US-Ärzte auf der Durchreise gewesen, die mich sofort operiert und den Dreck entfernt hätten, dann wäre meine letzte Stunde gekommen«, erinnert sich Henkst. Der Fuß kann gerettet werden.
»Ich hatte mitten in Afrika mit dem Leben abgeschlossen«. Drei Tage wacht der Welthungerhilfe-Direktor an Henkst' Bett. Dann geht alles ganz schnell: Da der Driburger über eine Kreditkarte versichert ist, schickt der ADAC einen Arzt nach Äthiopien. Per Flugzeug als »Liegendtransport« in der 1. Klasse endet die Odyssee von Friedhelm Henkst, der ja eigentlich gekommen ist, um zu helfen. Von Frankfurt wird er per Malteser-Transport am Donnerstag, 9. März, ins Paderborner St. Vincenz-Hospital gebracht. Dort muss das Mitglied des Driburger Kirchenchores fünf mal operiert werden. »Sogar der deutsche Botschafter in Addis hat persönlich angerufen und sich nach mir erkundigt«, freut sich Henkst.
Inzwischen schmiedet er schon wieder Pläne, will Ostern einen Vortrag über die Not in Äthiopien halten, und sobald er wieder reisetauglich ist (»Das Geld für den Flug muss ich noch zusammensammeln«) zurück nach Addis Abeba, um sein Waisenkinder-Projekt, das er mit seiner Sammelaktionen in Ostwestfalen über Jahre finanzieren will, fertig zu stellen. »50 000 Euro werden durch die NRO Wabe Children's Aid and Training-Organisation 2006 finanziert, einen Teil der Folgekosten bringe ich auf.«
Henkst plant schon Prospekte, will Dias von seinem Aufenthalt in Vorträgen vor Vereinen zeigen und Geschenkartikel aus Afrika im Internet versteigern. Der Plan mit dem Waisenkinderzentrum (hier werden Dinge für die Schule, Kleidung und die ärztliche Betreuung der Kinder organisiert) lässt ihn nicht los. »Meine Frau Editha kommt nächstes Mal mit«, sagt der werdende Großvater. Jeden Tag telefoniert er mit dem Ehepaar aus Heiligenkirchen in Addis: Sein Ziel: »Eine Welt ohne Hunger und Elend.« Friedhelm Henkst, der selbst mit wenig Geld auskommen muss, strahlt, als er die Fotos aus Afrika zeigt. Die Menschen können, so der Driburger, jede Hilfe gebrauchen. Informationen/ Spenden unter: Tel. 0160-92973978 oder bei Fam. Henkst, Schlesische Straße 9, 33014 Bad Driburg.

Artikel vom 25.03.2006