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Drei »alte Schachteln« mit
zündender Schlager-Revue

Gitte, Wencke und Siw liefern mehr als bloße Nostalgie

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). In den sechziger Jahren galten sie als die skandinavischen Fräuleinwunder im deutschen Schlagerzirkus. Jetzt sind Gitte, Wencke und Siw zurück auf der Bühne - und sorgten in der Paderhalle zu Dritt für ein gefeiertes Wiedersehen mit ihrem Publikum.

Vierzig Jahre sind seit den ersten Erfolgen des Trios ins Schlagerland gegangen - eine lange Zeit im hektischen Getriebe des Musikmarktes. Und so nahmen sich die Dänin Gitte Haenning (59), die Norwegerin Wencke Myhre (59) und die Schwedin Siw Malmqvist (68) als »Dinosaurier« des Showgeschäfts selbstironisch auf die Schippe. Als »alte Schachteln« riefen sie sich gegenseitig ihre Fältchen, Runzeln und Zipperlein ins Bewusstsein. »Wenn Adam damals auf mein Lied 'Beiß nicht gleich in jeden Apfel' gehört hätte, wäre das alles nicht passiert«, spielte Wencke Myhre auf den Sündenfall und bestinformiert sogar auf die Schnitzerei am Paderborner Adam-und-Eva-Haus an.
Damit war das Thema »Alter« abgehakt und die drei temperamentvollen Schlager-Damen legten los, dass man ihnen den Spaß an der gemeinsamen Arbeit rundherum abnahm. Mal im Trio, mal im Duett oder solo sangen sie sich quer durch die U-Musik - vom nordischen Volkslied über das ernste Chanson bis zum fetzigen Rock'n-Roll-Titel.
Gitte röhrte den Soulklassiker »Give Me Fever« ins Mikrophon und glänzte mit ihrem ewig jungen Lied »Ich bin stark«. Wencke zeigte sich mit dem Chanson »Manchmal, wenn ich heimlich...« auch im ernsten Fach zu Hause und interpretierte den Udo-Jürgens-Schlager »Mit 66 Jahren« in arg gewagtem Tina-Turner-Outfit. Die vielleicht beste, weil in allen Lagen vitale und tonreine Stimme zeigte Siw Malmqvist, die mit dem Ina-Deter-Hit »Frauen kommen langsam« überraschte und in »Nur die Zeit hat Zeit« etwas fürs Gemüt lieferte.
Dass die drei wandlungsfähigen Damen - nach jeder Nummer wurde die Garderobe gewechselt - mehr zu bieten haben als reine Nostalgie, machte den Abend zu einer spritzigen, amüsanten und jederzeit kurzweiligen Show, die zum Besten gehörte, was man im leichten Unterhaltungsfach in dieser Saison in der Paderhalle zu sehen bekommen hat. Mag sein, dass für manchen in Sketchen und Dialogen das Clowneske zu sehr betont wurde - das beachtliche schauspielerische Talent der Drei, der tadellose Sound der sechsköpfigen Band um den ehemaligen »Abba«-Pianisten Anders Eljas und eine phantasievolle Lichtregie sorgten für einen schmackhaften Mix aus Show und Musik.
Und schließlich sollten auch alle diejenigen noch auf ihre Kosten kommen, die vor allem der alten »Ohrwürmer« wegen gekommen waren. In einem furiosen Final-Medley wurden alle großen Hits von »Liebeskummer lohnt sich nicht« und »So schön kann doch kein Mann sein« über »Ich will 'nen Cowboy als Mann« und »Er hat ein knallrotes Gummiboot« bis zu »Charly kann nicht zahlen« und »Die Liebe ist ein seltsames Spiel« aufgeboten. Für die stehenden Ovationen bedankte sich das Trio mit einem kurzen Zugabenteil. Als »alte Schachtel« muss man schließlich zeitig zu Bett. Dafür kommt das Trio am 11. Mai noch einmal in die Paderhalle.

Artikel vom 27.03.2006