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Doppelmord:
»XY. . .« bringt
neue Hinweise

ZDF zeigt Verbrechen in Bentfeld

Von Jürgen Spies
Delbrück-Bentfeld (WV). Mehr als 30 Hinweise sind während und nach der Fernsehsendung »Aktenzeichen XY. . . ungelöst« am Donnerstag zum Fall »Doppelmord in Bentfeld« eingegangen. Das ZDF zeigte in einem Filmbeitrag einem Millionenpublikum an den TV-Bildschirmen, wie sich mit einiger Wahrscheinlichkeit das brutale Verbrechen an dem Bentfelder Ehepaar Ingo und Cornelia Gratzik in der Nacht zum 1. Dezember vergangenen Jahres abgespielt hat. Sie waren in ihrem Wohnhaus erschossen worden. Die Täter übergossen die Opfer mit Benzin, zündeten sie an, setzten das Haus in Flammen und flüchteten.

Die »Mordkommission Bentfeld« ging in den vergangenen Wochen vielen Hinweisen und Spuren nach. »Ein entscheidender Hinweis, der zur Ermittlung der Mörder führen konnte, war aber trotz intensivster Bemühungen noch nicht dabei«, erklärte Petra Kipp (Kripo Bielefeld) als Studiogast in der XY-Sendung im Gespräch mit Moderator Rudi Cerne.
Um im »Fall Bentfeld« weiterzukommen, wandte sich die Kripo an »XY«. Das ZDF drehte anhand der vorliegenden Fakten sowie des mutmaßlichen Tatablaufes einen längeren Filmbericht. Dass mehr als 30 Hinweise aus dem gesamten Bundesgebiet eingingen, werten die Ermittler als Erfolg; es sollen auch konkretere Hinweise, denen bereits nachgegangen wird, eingegangen sein.
Aus ermittlungstaktischen Gründen wurden dazu keine weiteren Angaben gemacht.
Die Hinweise konzentrieren sich insbesondere auf den von den Tätern benutzten Kleintransporter, der am Tatabend und in der besagten Nacht von Zeugen in der Hofeinfahrt des Einfamilienhauses des Ehepaares Gratzik gesehen worden war. Der hell lackierte Transporter, etwa in der Größe eines Fiat Ducato oder eines Mercedes Sprinters, hatte eine Auffälligkeit: Zu sehen war ein teilweise überklebter oder überlackierter Schriftzug, wobei das Wort »Möbel« noch zu erkennen war.
Ferner gaben die TV-Zuschauer Hinweise auf die Beute - wertvolle Sammlerstück aus dem Militaria-Bestand von Ingo Gratzik. Gezeigt wurde in der ZDF-Sendung unter anderem auch das wertvollste Stück, das den Mördern in die Hände fiel: den auf Preußenkönig Friedrich II. zurückgehenden Orden »Pour le Mérite mit goldenem Eichenlaub« - ein äußerst seltenes Exemplar, in Fachkreisen »Blue Max« genannt, mit entsprechend hoch gehandeltem Wert in Militaria-Sammlerkreisen.
Ingo Gratzik hatte diesen Orden sowie weitere Militaria-Sammlerstücke wenige Tage vor dem Verbrechen auf einer Waffen- und Sammlerbörse in Kassel zum Verkauf angeboten. Die Ermittlungsbehörden halten es für wahrscheinlich, dass Ingo Gratzik in Kassel von den späteren Mördern angesprochen worden war. . . Im Filmbericht wurde eine entsprechende Szene nachgestellt gezeigt.
Gedreht wurde der XY-Beitrag nicht am Originalschauplatz, wie fast immer in den in »XY« gezeigten Fällen. Gedreht wurde in einem Haus, das vom Grundriss her dem Haus des Ehepaares Gratzik ähnelt.
Zum Schluss des Beitrages waren noch Original-Fotos vom Einsatz der Delbrücker Feuerwehr in der Mordnacht zu sehen. Feuerwehrleute hatten die verkohlten Leichen der Opfer während der Löscharbeiten im ausgeglühten Wohnzimmer entdeckt.
Nach wie vor sucht die Kripo nach Zeugenhinweisen, auch wenn sie noch so unbedeutend erscheinen. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.

Artikel vom 25.03.2006