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Notlandung vor
dem Heimflug
nach Paderborn

Passagier im WC verbarrikadiert

Von Karl Pickhardt
Paderborn (WV). Der Heimflug zum Paderborner Flughafen wurde für mehr als 180 Passagiere nach ihrem Mallorca-Urlaub zum mulmigen Abenteuer. Ein offenbar renitenter Passagier hatte sich im WC der Boeing-Maschine verbarrikadiert. Weil sein Verhalten nicht zu kalkulieren war und zum Sicherheitsrisiko werden könnte, entschloss sich der Pilot zu einer Notlandung in Marseille.

Etwa 30 Minuten nach dem Start in Palma de Mallorca hatte eine 49-jährige Urlauberin aus Rheda-Wiedenbrück hektisches Treiben der Flugbegleiterinnen vor der WC-Tür bemerkt. Die Passagiere in der vollbesetzten Maschine der Fluggesellschaft »Air Berlin« wurden unruhig, als das Flugzeug über dem Mittelmeer zum Sinkflug ansetzte. »Wir verloren deutlich an Höhe«, berichtete die zweifache Familienmutter.
Der Flugkapitän lieferte aus dem Cockpit über den Bordlautsprecher die Erklärung. Ein renitenter Passagier habe sich im WC eingeschlossen. Dort hatte offenbar ein Rauchmelder Alarm geschlagen. Dies kann bereits durch Zigaretten-Rauch geschehen.
Der besonnene Pilot wollte jedoch kein Risiko eingehen, weil der Vorgang im WC nicht mehr zu kontrollieren war. Ein Weiterflug zum Paderborner Flughafen sei ihm zu riskant, teilte der Kapitän den Urlaubern mit. Deshalb habe er sich zu einer Landung in Marseille in Südfrankreich entschlossen.
Über dem Mittelmeer ließ der Pilot Sprit ab, weil dem Flughafen in Marseille eine Landung einer fast noch vollbetankten Maschine zu riskant erschien. Die Urlauber aus dem Paderborner Land beschlich ein mulmiges Gefühl, als sie beim Aufsetzen der Maschine im Abendlicht die blinkenden Blaulichter der Rettungswagen, Feuerwehr und der französischen Polizei sahen.
Die Polizei kam an Bord der Maschine. Ihnen gelang es zusammen mit Sicherheitskräften des Flughafens Marseille, den eingeschlossenen Passagier aus der WC-Kabine zu holen. Er wurde festgenommen und aus der Maschine befördert. Sein Bekannter sagte aus, der »WC-Besetzer« habe beim Einstieg kein Gepäck aufgegeben. Jetzt durften auch die Passagiere über Handy ihre Angehörigen in Deutschland über den Zwischenfall informieren.
Die Maschine der Air Berlin wurde in Marseille für den Weiterflug nach Paderborn wieder aufgetankt. Erst weit nach Mitternacht erreichte die Boeing mit etwa zweistündiger Verspätung sicher den Flughafen in Paderborn. Passagiere lobten später das umsichtige Verhalten der Flugbegleiterinnen und der Piloten. »Das wirkte sehr profesionell«, berichtete eine Urlauberin dieser Zeitung.
Von Air Berlin oder dem Paderborner Flughafen war am Wochenende zu dem Vorfall keine Stellungnahme erhältlich.

Artikel vom 27.03.2006