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Hanfbauern hoffen leise auf ihr Geld

Dr. Axel Müller von der Möller-Group stellt sich den Fragen der Erzeugergemeinschaft

Von Dunja Henkenjohann
Werther/Versmold-Loxten (WB). Für die 14 Hanfbauern, die nach der Insolvenz der HAV Nafitech auf ihrem Stroh sitzen geblieben waren, könnte sich eine Lösung abzeichnen. »Wir wissen, dass wir noch eine Rechnung offen haben«, räumte Dr. Axel Müller, Hauptgeschäftsführer der Möller-Group, am Samstag bei der Versammlung der Erzeugergemeinschaft für Faser- und Ölpflanzen zur technischen Verwertung auf dem Hof der Maschinengenossenschaft Rolf in Loxten ein.

Ihm sei es nicht leicht gefallen, nach Loxten zu kommen. Schließlich plage ihn so etwas wie ein schlechtes Gewissen, räumte Müller ein. Mit einem Rechtsanwalt mache man sich derzeit Gedanken darüber, wie man mit den Landwirten umgehe, die ihr Hanfstroh noch zuhause lagern. Immerhin: Den Landwirten, die ihr Stroh bereits bei der HAV Nafitech abgeliefert hatten, hat die Firma »Kupferhammer«, eine Beteiligungsgesellschaft der Möller-Group, die Forderungen an die Hanffabrik abgekauft. 90 Prozent des vertraglich vereinbarten Preises sind den Landwirten gezahlt worden.
30 bis 35 Prozent der Ernte 2005 liegen allerdings noch in den Scheunen von 14 Landwirten, Hanf im Wert von geschätzten 90 000 bis 100 000 Euro. »Was sollen wir mit diesem Hanfstroh machen?«, fragten die Landwirte, die inzwischen vom Insolvenzverwalter eine Stornierung des Abnahmevertrags erhalten haben. Ihr Stroh dürften sie demnach an andere Käufer veräußern. Nur an wen?
Die Möller-Group werde die Verarbeitung von Naturfasern unbeirrt fortsetzen, erklärte Dr. Axel Müller. In Zeiten des immer knapper werdenden Erdöl seien die Schäben ein idealer Ersatz für Glasfasern in Kunststoff. »Ich habe Hanf, und Sie brauchen es. Dann ist es doch das Beste, Sie nehmen meins«, forderten die Landwirte Müller auf, ihnen das Stroh abzukaufen. Doch der Hauptgeschäftführer reagierte verhalten: Noch seien die Lager voll. Und: Die Möller-Group habe keine Erstverarbeiter-Lizenz. Die sei in die Insolvenzmasse der HAV Nafitech eingegangen und liege demnach beim Insolvenzverwalter, so Müller.
Die Hoffnung der betroffenen Landwirte richtet sich jetzt auf Georg Goedecke von der Firma Nafgo im niedersächsischen Neerstedt. Das Unternehmen ist anerkannter Hanf-Erstverarbeiter und verwendet die Fasern für die Filzherstellung für den Automobilbereich (Türinnenteile für Audi, BMW, Mercedes). Er hat den Landwirten für 2006 Anbauverträge zu 140 Euro pro Tonne Hanfstroh angeboten. Allerdings benötigt Goedecke Rösthanf, der im Vergleich zu Grünhanf deutlich aufwendiger in der Herstellung ist.
Hinter verschlossenen Türen könnte am Samstag auch der Grundstein für die Abnahme des Hanfs gelegt worden sein, das noch in den Scheunen der Landwirte lagert. Nachdem sich Karl-Erich Oldemeyer (Vorsitzender Erzeugergemeinschaft), Eckart Rolf (Maschinengenossenschaft Loxten), Dr. Axel Müller und Georg Goedecke zurückgezogen hatten, erklärte Oldemeyer: »Ich habe ein recht gutes Gefühl, dass sich in einem überschaubaren Zeitraum eine Lösung abzeichnen wird.«

Artikel vom 27.03.2006