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Von Dirk Bodderas

Pielepochen-
Panorama

Wenneberschule - wohin gehst du?


Genug Grundschüler für zweizügige Einrichtungen sind in Rheda auch in den kommenden Jahren vorhanden, sie sind nur nicht richtig verteilt. Bezweifelt das jemand? Während in den Klassen der Johannis- und der Andreasschule bis zu 30 Schüler aufs Leben vorbereitet werden, freuen sich die von der Schließung ihrer Schule bedrohten »Wenneberchen« über einen üppigen Lehrerbesatz und Klassen mit etwa 18 Kindern. Eine Traumsituation - vor dem Hintergrund des großen Förderbedarfs durchaus notwendig, mit Blick auf die »24 Schüler - ein Lehrer«-Regelung« aber nicht von Dauer.
»Wenn wir nur alle Schüler, die in unserem Schulbezirk wohnen, auch aufnehmen könnten, hätten wir keine Probleme«, sagte jetzt Rektorin Annegret Vormberg. Klar ist: Die Stadtverwaltung hat die Wünsche von Eltern, ihre Kinder auf eine »Lehranstalt« außerhalb ihres Bezirkes zu geben, noch bis vor kurzem ausgesprochen großzügig behandelt - zu Lasten der Wenneberschule?
»Bei vielen Menschen ist das Vorurteil größer als die Bereitschaft, sich zu informieren«, weiß die rührige Rektorin aus eigener Erfahrung. Im Herbst 2005 hielten neun Wenneber-Lehrer einen Informationsabend für Eltern ab, nachdem zehn Kindergärten angeschrieben worden waren. Sechs Väter und Mütter kamen. Das spricht für sich, hat aber - dies steht wiederum außer Zweifel - mit der Qualität dieser Einrichtung nichts zu tun.
Im Fall der Wenneberschule lässt sich nicht darüber streiten, ob die Diskussion um die Schließung der »Lehranstalt«, die noch im vergangenen Jahr den 100. Geburtstag ihres Schulgebäudes feiern konnte, in die Öffentlichkeit gehört. Was ungewollt »nach draußen dringt«, trägt fast immer den Duktus der Geheimniskrämerei. Mögen die Ziele von Politik und Verwaltung auch ehrenwert gewesen sein, in Ruhe Daten und Fakten zusammentragen zu wollen - nachträgliche Rechtfertigungen stoßen bei den Betroffenen auf eine Mauer des Misstrauens und der Verständnislosigkeit. Wer erwartet hat, dass ein derart emotionsgeladenes Thema mit so vielen Beteiligten und Betroffenen im kleinen Kreis diskutiert werden kann, muss sich vorwerfen lassen, blauäugig gehandelt zu haben.
Und damit nicht genug: Nur allzu gut passt die Suche des Kreises Gütersloh nach einem Gebäude für die Förderschule in dieses Bild. »Flugs die Grundschullandschaft neu geordnet und noch ein ansehnliches Haus vermietet/verkauft« - derlei Mutmaßungen drängen sich leider förmlich auf. Von den hohen Renovierungskosten für das Backsteingebäude ganz zu schweigen. Wenn der Schülerrückgang angeblich so lange abzusehen war, warum wurden dann noch diese immensen Investitions- und Ausbaukosten geschultert?
Derweil können die »Wenneberchen« nur hilflos zuschauen, was »die Großen« aushandeln. Richtig verstehen werden sie wohl nicht diese Diskussionen um Lehrerstunden, Schülerströme und pädagogische Konzepte. Und dass es natürlich mal wieder in erster Linie um eins geht - Geld.

Artikel vom 25.03.2006