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Ochenstour mit Sieg belohnt

SCV erkämpft sich drei goldene Punkte - Castilla: Freud und Leid

Von Uwe Caspar
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). Durchgeschwitzt und ausgelaugt schlich Tim Hagedorn vom Platz. »Mann, bin ich platt - und die anderen auch. Die letzten 20 Minuten waren echt hart«, japste der Torschütze zum 1:0 (40.) nach dem so wichtigen 2:1 (1:0)-Sieg gegen die unbequeme »Zwote« des VfL Bochum. Damit hat der SC Verl einen potenziellen Verfolger endgültig abgeschüttelt.

Doch vorher musste der Oberliga-Primus 90 Minuten Schwerstarbeit verrichten. Vielleicht wäre dem SCV die Ochsentour etwas leichter gefallen, hätte Carlos Castilla nach 20 Minuten einen Elfmeter nicht versemmelt, wenngleich der Strafstoß (Torwart Görrissen schubste Soner Dayangan um) umstritten war. Castilla schickte zwar den Keeper in die falsche (20.) Richtung, traf aber nur den Pfosten. »Das Aluminium war heute nicht mein Freund«, grinste der Verler Glatzkopf, der später noch einmal die Kugel an das linke Gestänge beförderte (75.).
Elfer-Fehlschuss und Pfostenpech machte indes Carlos wieder wett, indem der Routinier mit einer feinen Einzelleistung das Siegtor erzielte (53.). Mario Ermisch zeigte sich nicht nur davon angetan. »Sehenswert, wie Carlos die Bälle behauptet hat«, lobte der Trainer Castillas in der Tat vorbildliches Engagement. »Das Match kostete viel Kraft, weil uns die Bochumer alles abverlangten«, würdigte der Stürmer auch die Leistung des unbekümmert auftrumpfenden Gegners.
Da das erlösende 3:1 nicht fallen wollte, mussten Castilla und Co., die in den letzten 20 Minuten nur noch Entlastungsattacken starten konnten, bis zum Ende bangen. »Dabei hätten wir schon vor der Pause alles klarmachen müssen«, verwies »Co« Thomas Stratos auf die beiden guten Chancen nach dem 1:0, als zuerst Schiller und dann Castilla eine Ergebnisverbesserung verpassten. Was sich rächen sollte: Kaum aus der Kabine wieder zurück, schockte Sebastian Hille mit seinem Raketenantritt die Verler Abwehr und markierte den Gleichstand. »Schön geschlafen«, kommentierte Ermisch den Rückschlag. Plötzlich bekam die Partie so richtig an Fahrt, VfL-Coach Manfred Wölpper sah aber auch schon zuvor einen »offenen Schlagabtausch«.
Wobei sich die Ostwestfalen in besonders kritischen Situationen auf den auf der Linie starken Marco Kirchhoff verlassen konnten. Klasse, wie der Keeper einen Flachschuss des vor ihm aufgetauchten Hille zur Ecke lenkte (55.). Und beeindruckend auch, wie der Hüne einen strammen Schuss des eingewechselten Tekkan über die Latte boxte (73.).
»Wir haben heute den Kampf angenommen«, bilanzierte ein zufriedener Mario Ermisch nach dem ersten Heimsieg 2006. Nur ein Verler zog gestern ein ziemlich langes Gesicht: Lukas Krause wurde nicht nominiert, Alexander Schiller bekam nach längerer Verletzungspause den Vorzug. »Ich musste Lukas aus rein taktischen Gründen draußen lassen«, begründete Ermisch seine Maßnahme. Wenn man gewinnt, hat man eben alles richtig gemacht.

Artikel vom 27.03.2006