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»Enormes Potenzial in
der Stadtentwicklung«

Sennestädter wollen Neubelebung der Planwerkstatt

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Eine Wiederbelebung der 1995 versandeten Planwerkstatt, die sich mit der künftigen Entwicklung von Sennestadt befasst, wünschten sich Diskutanten und Publikum bei der von der Bürgerinitiative »Für Senne, Wald und Trinkwassererhalt« initiierten Podiumsdiskussion zur »nachhaltigen und ökologischen Stadtentwicklung« im Sennestadthaus. Die Reizthemen »Württemberger Alle« und »Keilerweg« wurden bewusst aus der Diskussion herausgehalten.

Sennestadt in 20 Jahren? Für Dr. Michael Vesper, stellvertretender Landtagspräsident und Hauptredner, ein klarer Fall: »Ich würde mich freuen, mit der bis dahin gebauten Stadtbahn in ein lebendiges Zentrum mit funktionierendem Handel und vor allem guten Restaurants zu fahren.« Zukunftsvisionen auch bei den anderen Diskussionsteilnehmern. Erhard Wehn (SPD): »Das Schilling-Gelände ist ein attraktives Wohngebiet, die B 68 zurückgebaut, die Stadtbahn fährt bis Sennestadt.« Und Dr. Ulrich Schumacher sah »Sennestadt als Gentechnik-freie Zone, alle Häuser haben Solar- und Photovoltaik-Anlagen und es gibt ein gutes Miteinander«.
Professor Dr. Roland Sossinka stellte eine satirische Prognose: »Ein Virus hat bis dahin alle Planer, die alles wegreißen und immer nur neu bauen wollen, dahingerafft und es gibt einen echten runden Tisch.« Rainer Graf Praschma sah Sennestadt »als den besonderen Stadtbezirk im Grünen mit hohem Freizeitwert, in dem Leben und Arbeiten Spaß macht«. Moderator Michael Blaschke zu den »rosigen« Zukunftswünschen: »Wenn das alles klappt, müsste ich von Jöllenbeck nach Sennestadt ziehen.«
Mit den Realitäten setzte sich Johannes Menge, ehemaliger Bezirksvertreter, auseinander, verwies auf die immer älter werdende Bevölkerung und die veränderten Lebensstile und Wohnwünsche der Menschen. Zwar gebe es nach wie vor eine hohe Nachfrage nach Neubauwohnungen und Einfamilienhäusern, doch bei der Planung sollte auch der Bestand berücksichtigt werden. »Und der ist in Sennestadt vielfältig, auch wenn er renovierungsbedürftig und den heutigen Wohnanforderungen nicht mehr gewachsen ist. Die Politik ist hier gefragt, ein vernünftiges Bestandsmanagement zu entwickeln.«
Professor Dr. Roland Sossinka warnte vor immer weiterer Bodenversiegelung. »Gerade in der wald- und wasserreichen Sennelandschaft sind versiegelte Flächen für Generationen verloren.« In Bielefeld sei 1973 ein Drittel der Fläche bebaut gewesen. »Wenn wir so weitermachen, wird es 2015 schon die Hälfte sein. Dennoch sollten nicht Menschen gegen Kröten oder Fledermäuse ausgespielt werden.« Rainer Graf Praschma setzte sich für eine ganzheitliche Stadtentwicklung ein. »Ein langwieriger Prozess, der mit den Bürgern abgestimmt werden muss. Wir sollten klare Ziele definieren. Eine Planwerkstatt ist dafür eine gute Grundlage.« Erhard Wehn (SPD) wünschte sich Ideenwettbewerbe und Beteiligungen aller Gruppen. »Wir müssen wissen, was die Menschen in Sennestadt wollen.« Dr. Ulrich Schumacher (Grüne) verwies auf die Notwendigkeit, bei einer nachhaltigen Entwicklung Soziales und Ökologisches zusammenzubringen.
Auch Dr. Michael Vesper setzte sich für eine Verständigung über Bedürfnisse und daraus resultierende Ziele unter Beteiligung aller ein. »Dem können sich dann Politik und Verwaltung nicht verweigern.« Sennestadt jedenfalls habe enormes Potenzial in der Stadtentwicklung, gerade auch wenn schon versiegelte Flächen für eine Neu-Bebauung herangezogen würden.

Artikel vom 25.03.2006