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Als Imitatoren ziemlich nahe an der Perfektion

»Abba Magic« ließ die Popsongs des legendären Schweden-Quartetts wieder aufleben


Bünde (öse). Wie schmilzt der Winter? Ganz einfach, wenn der Bär oder besser der »Eisbär« los ist. Eine Legende aus dem hohen Norden war es am Donnerstagabend, die für die Gäste im Stadtgarten musikalische »Schneeglöckchen« erblühen ließ und westfälisches Eis durch eine funkensprühende Show zum Tauen brachte. »ABBA« schien fröhliche Urstand zu feiern - allerdings in Form von sieben Musikern, die als »Abba Magic« ein Revival vom Allerfeinsten präsentierten.
»Agnetha« alias Judith Severloh ist es wieder einmal, die das Publikum mit ihrem mädchenhaften Image verzaubert. Blonde Haare bis zur Hüfte, Bewegungen, die beinahe bis auf's I-Tüpfelchen der ihrer berühmten Vorgängerin gleichen - man spürt sie wieder direkt auf der Haut, die unvergleichliche ABBA-Zeit.
Rotbraune Locken, die mit einem dunklen Timbre - und selbstredend auch mit den Zuschauern - kokettieren, es ist »Annafryd« wie sie leibt, lebt und singt. So bei Heidi Hofmann, die das rassige ABBA-Girl in Perfektion mimt. Immer ein Lächeln auf den Lippen, quirlig und mit ansteckender Musikalität in den Genen: »Björn« (Rolf Schorfheide an der E-Gitarre), der von einem Kritiker einst scherzhaft als »Marienkäfer der Musikszene« bezeichnet wurde.
Björn Ulvaeus selbst, der gemeinsam mit Benny Andersson auf großartige Kompositionen zurückblicken kann (neben unzähliger ABBA-Songs auch das Musical »Chess), dürfte mit solch einer Benennung leben können. »Benny«, von Harald Meyersick am Keyboard in Szene gesetzt, ist das zweite »B« bei ABBA, für seine Fans aber noch immer weit oben angesiedelt. Sascha Oeing, Bass; Michael Biewald, Drums und Stephan Lindner, Gitarre sind weitere Mitglieder bei »Abba-Magic«.
Es wird stockdunkel auf der Bühne und im Saal - doch das sind lediglich Vorboten für spektakuläre Effekte. Kreisende Lichtpunkte setzen gewiss kein Fragezeichen hinter die temperamentvolle Szene, die etwas später das gesamte Publikum mitreißt. Und auch gleißend bunte Bühnennebel wollen nicht verhüllen, was sich den erwartungsvollen Augen bietet.
Und schon geht es los: »Gimme gimme gimme a man after midnight«, »Summernight City« und »Waterloo«, der Eurovisionshit von 1974, »erstürmen« regelrecht die Ohren, so manche menschliche »Sitzfläche« erhebt sich wie von selbst, um sich dann tanzenderweise dem schwungvoll-gleitenden Rhythmus zu ergeben.
»Voulez Vous« plaziert sich wieder einmal als Ohrwurm in die Gehörgänge. Die Affinität zu den Bee Gees (Brothers Gibb) bewiesen die vier Musiker von »ABBA« bei diesem Hit, der einer ihrer größten wurde. »Money, Money«, früher als »Mini-Musical« betitelt, besticht noch immer mit klangvoller Genialität. Sehr chic auch die beiden Damen von »Abba Magic« bei der Interpretation dieses Songs. Silberfarbener Hut und Federboa sind wie entnommen aus »Sir Richman's World« (der Welt des reichen Mannes).
»Fernando«, die Ballade, die auf dem spanischen Bürgerkrieg basiert, ist melodiös kaum zu übertreffen. »Dancin' Queen«, königlich wie eh und je, krönt dann das Feuerwerk der ABBA-Songs. »Auf Wiedersehen, Abba-Magic?« Darauf würden sich gewiss viele Bünder freuen.

Artikel vom 25.03.2006