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»Maskenball«
ein Volltreffer

Stimmiges Gastspiel der Verdi-Oper

Von Matthias Lüke
Paderborn (WV). In einer durch und durch gelungenen Inszenierung von Igor Folwill führte das Landestheater Detmold Giuseppe Verdis »Un ballo in maschera« (Ein Maskenball) unter großer Begeisterung der Besucher in der leider nicht voll besetzten Paderhalle auf.

Dass die Oper in drei Akten, deren Uraufführung 1859 in Rom stattfand, in italienischer Sprache, also im Originallibretto Antonio Sommas, vorgetragen wurde, sollte sich schnell als Vorteil herausstellen. Zum einen harmonierte der italienische Gesang klanglich wunderbar mit der impulsiven Musik Verdis, zum anderen lief die gefühls- und stimmungsmäßige Vermittlung der Kernaussagen auch ohne deutsches Libretto problemlos, wenn nicht gar besser ab. Oberflächliche Kenntnis der Handlung reichten aus, um dem Bühnengeschehen wunderbar folgen zu können.
Sowohl in musikalischer als auch gesanglicher und ebenso schauspielerischer Hinsicht stellte sich die Darbietung als ein Volltreffer heraus. Sicherlich nicht zuletzt auch aufgrund des hervorragenden Bühnenbildes Michael Engels, das die Bedeutung der Maskierung an sich für die Oper hervorhob: So schwebte während der gesamten Vorführung über den Köpfen der Darsteller eine riesige Maske, geteilt in einen lachenden und einen verzweifelten Teil, die unter anderem in der Szene bei der Wahrsagerin Ulrica symbolhaft hin- und herpendelte, ungewiss eines guten oder bösen Endes. Verdeutlicht sah man hier die Auffassung und Kritik Verdis, auch im wahren Leben handele es sich um einen »Maskenball«, jeder Mensch verberge sein wahres Ich bisweilen hinter einer Maske.
In gesanglicher Hinsicht sind besonders lobend zu erwähnen Kai Günther als »Renato«, der mit seinem stimmgewaltigen, aber trotzdem beweglichen Bariton auch unter schauspielerischem Aspekt den vor Eifersucht rasenden und dem Grafen ehemals treu ergebenen Offizier vortrefflich darstellte. Weiterhin bestach Ricardo Tamura als »Riccardo« durch einen vorzüglichen Tenor, der selbst in hohen Lagen nichts von seiner sicheren Klarheit einbüßte und an große Stimmen erinnerte. Während Margo Weiskam als Wahrsagerin »Ulrica« sowie Kirsten Höner zu Siederdissen alias »Oscar« solide gesangliche Leistungen ablieferten, ließ der Sopran der »Amelia« (Brigitte Bauma) insbesondere im wunderbaren Liebesduett »Tecco io sto« mit Ricardo des öfteren Lieblichkeit und Sensibilität vermissen.
Die musikalische Dramaturgie, durch Erinnerungsmotive verzahnt, zeichnete sich durch zahlreiche und abrupte Wechsel zwischen süß und lieblich sowie dramatisch und bedrohlich anmutender Musik aus, die vom Orchester unter der Leitung Erich Wächters in einer starken Leistung passend interpretiert wurde. Dieses Lob muss außerdem auch an Felix Lemke und die übrigen Sänger weitergegeben werden, die für mitreißende Choreinlagen, besonders während der ungemein dramatischen Schlussszene, sorgten.
Völlig zu Recht wurden deswegen die Darsteller samt Orchester nach der Aufführung vom Publikum unter »Bravo«-Rufen gefeiert.

Artikel vom 25.03.2006