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Sparpläne verärgern
Herfords Polizisten

50 Ordnungshüter protestieren in Düsseldorf

Von Jörn Hannemann
Herford/Düsseldorf (HK). Normalerweise steht die Polizei bei Demonstrationen am Rand. Gestern jedoch haben 50 Herforder Polizisten in Düsseldorf selbst demonstriert - gegen die Politik ihrer Dienstherren.

Mit Fahnen, Trillerpfeifen und Plakaten protestierten sie gemeinsam mit weiteren Tausenden Beschäftigten des öffentlichen Dienstes gegen den Stellenabbau und den Sparkurs der NRW-Landesregierung. »Im Bereich Sicherheit zu sparen ist ein enormes gesellschaftliches Risiko«, kritisiert Polizeihauptkommissar Michael Steffen. Zu wenige junge Kollegen würden eingestellt, der Altersgenerationswechsel sei gestört: »Ändert sich nichts, dann heißt es in ein paar Jahren: Opa jagt Enkel!«, befürchtet der 44-jährige Personalratsvorsitzende aus Herford. Mit Sorge beobachtet er den Stellenabbau: »In dieser Legislaturperiode sollen weitere 1400 Stellen eingespart werden.« Dies würde für Herford einen Wegfall von 14 Planstellen bedeuten. Für Steffen ist das paradox: Viele Kollegen haben in den Vorjahren Gehaltskürzungen zugestimmt - unter der Bedingung, dass mehr Polizisten eingestellt werden. Doch das sei nicht geschehen. Polizeioberkommissar Martin Huber sieht das Vertrauensverhältnis zwischen der Polizei und ihrem Dienstherren in Gefahr. Der 29-Jährige, der im Wachdienst arbeitet, sagt: »Irgendwann leidet der auch der Idealismus.« Das Weihnachtsgeld ist bereits halbiert und das Urlaubsgeld gestrichen worden: »Ich habe das Gefühl, dass die Polizei-Arbeit nicht anerkannt und gewürdigt wird.«
Mitglieder der Autobahnpolizei Herford hatten für die Demonstration am Rheinufer Schilder angefertigt: »Finger weg von der Autobahnpolizei. Wir sind nicht euer Kanonenfutter. Sparen kann man auch, wenn man die Anzahl der Landtagsabgeordneten halbiert« war darauf zu lesen. Polizeihauptkommissar Horst Gück kritisiert eine geplante Reform der Zuständigkeiten: »Wir sollen künftig dem Polizeipräsidium Bielefeld unterstellt sein, werden dort aber sicherlich für andere Aufgaben eingesetzt«, befürchtet der 52-Jährige. »Die Zerschlagung der bewährten Strukturen in diesen sensiblen Bereichen führt zu einem Verlust von Spezialistenwissen.«

Artikel vom 24.03.2006