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Eine Unfallflucht der
etwas anderen Art

Elekroinstallateur war unschuldig - trotzdem verurteilt

Von Wolfgang Clemm
Enger/Herford (HK). Der 28-jährige Elektroinstallateur Björn M. (Name geändert) aus Steinhagen wurde wegen einer Unfallflucht am 24. Oktober zu 1575 Euro Geldstrafe (45 Tagessätze) verurteilt. Außerdem wurde ihm seine Fahrerlaubnis entzogen und neun Monate Sperrfrist festgesetzt.

Das Ungewöhnliche: Der Angeklagte war nach dem Tag der Unfallflucht unbehelligt weitergefahren. Das Amtsgericht Halle/W. hatte zwar den Entzug am 5. Dezember 2005 beschlossen und die örtliche Polizei gebeten, den Führerschein zu beschlagnahmen. Doch dort war der Vorgang offensichtlich untergegangen. Der Angeklagte konnte noch einen draufsetzen: Er war mit seinem Fahrzeug am 8. Februar in eine Routine-Kontrolle der Polizei geraten. Dabei hatte ein Beamter seinen Führerschein mit zum Streifenwagen genommen und ihn nach ergebnisloser Prüfung wieder ausgehändigt! Nach dem Urteil droht dem Monteur der Verlust des Arbeitsplatzes.
Die vorgeworfene Unfallflucht war völlig atypisch gewesen: Es hatte zwar in Enger an der Schillerstraße einen Zusammenstoß zweier Autos gegeben, den hatte aber eindeutig eine Russlanddeutsche mit ihrem Audi verschuldet. Ihr Fahrzeug hatte 275000 gefahrene Kilometer auf dem Tacho und erlitt mit 1300 Euro Totalschaden. Auch der BMW von Björn M. wurde schwer beschädigt, aber er fuhr unter Schock weiter zu seinem Bruder nach Versmold. Auch als Unschuldiger musste er auf das Eintreffen der Polizei warten.
An jenem Montag war er völlig neben der Spur gewesen, denn seine Freundin hatte ihm am Vortag den Laufpass gegeben. Er wollte sich deswegen bei Mutter und Bruder in Bünde ausheulen, traf beide aber nicht an.
Der Versmolder Bruder ging am nächsten Tag mit ihm zur Polizei, doch die Mutter, die telefonisch unterrichtet worden war, hatte schon bei der Polizei in Enger angerufen und gesagt, dass ihr Sohn Unfallbeteiligter gewesen war. Negativ fiel beim Angeklagten ins Gewicht, dass er am 26. April 2004 schon einmal wegen Fahrerflucht zu einer Geldstrafe verurteilt worden war.

Artikel vom 24.03.2006