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Angeklagten
vorgeführt

Eine letzte Chance

Herford (cl). Zum wiederholten Male musste sich jetzt Udo B. (Name geändert) vor Gericht verantworten. Mehrfach war der 35-Jährige bereits wegen Betruges verurteilt worden. Zwei Bewährungen liefen noch, als er im August 2004 Dachdeckermaterial für 2000 Euro bei einer Baustoffhandlung bestellte, obwohl er weder Hausbesitzer, noch »flüssig« war.

Richterin Alexandra Sykulla stellte Udo B. einen Pflichtverteidiger, der auch Fachanwalt für Strafrecht ist, zur Seite. Doch Udo B. reagierte nicht auf die Kontaktbemühungen des Anwalts und erschien auch nicht zur Gerichtsverhandlung. So musste er zum nächsten Termin vorgeführt werden.
Die Erklärung des Gärtners und Floristen, der vor Jahren als Selbständiger in Konkurs gegangen war, für die neuerlichen Bestellungen machten die Juristen nahezu sprachlos: Eigentlich habe er das angemietete Haus kaufen wollen, die Bausparkasse habe auch grünes Licht gegeben und die Sparkasse ihre Bereitschaft signalisiert, einen Kredit in Höhe von 200 000 Euro zu gewähren. Die Namen der jeweiligen Gesprächspartner wollte er allerdings nicht nennen.
Das Gericht wollte dem Vater von zwei Kindern eine allerletzte Chance gewähren und bat ihn, bis zur nächsten Gerichtsverhandlung die Namen der Ansprechpartner zu benennen. Sie sollen befragt werden, ob sie tatsächlich einen Kredit in Aussicht gestellt haben. Im Hinblick auf eine Eidesstattliche Versicherung und gut 300 000 Euro Schulden, mochten Richter und Staatsanwalt dies jedoch kaum glauben.

Artikel vom 24.03.2006