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Diesmal Technik für Musikschule im Gepäck

Partnerschaftsinitiative wieder in Mjadel - Ärztliche Ambulanz am Narotschsee im Aufbau

Hüllhorst/Mjadel (ber). Weißrussen, die in der Hauptstadt Minsk gegen Wahlfälschung protestieren, sind zurzeit jeden Abend in den deutschen Nachrichtensendungen zu sehen. Gerade zurück aus dem ländlichen Mjadel, etwa 150 Kilometer nördlich von Minsk, sind Mitglieder der Partnerschaftsinitiative Hüllhorst-Osteuropa, einem eingetragenen gemeinnützigen Verein.

Hans Schwitalski, Wolfgang Osthaus und Friedrich Siekmeyer waren eine Woche lang in der Region, zu der engagierte Hüllhorster schon seit Anfang der 90er Jahre Kontakt halten. Über diese Zeit gab es viel Unterstützung und häufige gegenseitige Besuche, aber die wirtschaftliche und soziale Lage in den ländlichen Regionen Weißrusslands, der »letzten Diktatur Europas«, wie einige sagen, hat sich nicht wesentlich verbessert.
Wie fast alle zwei Jahre kommt auch in diesem Sommer wieder eine Folkloregruppe aus Mjadel nach Hüllhorst und tritt unter anderem im Rahmen des LandArt-Festivals auf. Die Gäste, unter ihnen viele Pädagogen der Musikschule, werden vom 18. bis 28. August am Wiehen sein. Die drei Hüllhorster hatten jetzt Gelegenheit, das 30-jährige Bestehen der Musikschule mitzufeiern. Dazu brachten sie der Schule einen Kopierer mit (bisher wurden Noten per Hand vervielfältigt), ein Faxgerät, einen PC-Drucker und eine Telefonanlage mit insgesamt 13 Geräten. Obwohl es sich um Spenden handelt, ist es nach wie vor nicht einfach, solche Dinge nach Weißrussland einzuführen. »Der Papierkram zur Vorbereitung der Reise füllt einen Ordner«, so Wolfgang Osthaus. »Trotzdem haben wir wieder sechs Stunden an der Grenze gebraucht«, ergänzen Hans Schwitalski und Friedrich Siekmeyer.
Natürlich stand auch ein Abstecher nach Komarovo auf dem Programm, wo Eduard Woitechowitsch, Leiter der dortigen Berufsschule mit angegliederten Internat (allein dort werden 400 Schüler betreut) ihnen zeigte, wie gut die mit Hüllhorster Unterstützung gebaute Holzheizungsanlage (eine Investition von 45 000 Euro) funktioniert - erst bei Minustemperaturen von mehr als fünf Grad muss die teure Ölheizung zugeschaltet werden. Fernsehen, Zeitungen, staatliche Kommissionen informieren sich fast wöchentlich über das Projekt, berichtete Eduard Woitechowitsch den Besuchern, weil die Heizung, die erst seit Oktober in Betrieb ist, so vorbildlich läuft. Und der deutsche Hersteller könne mit weiteren Aufträgen aus Weißrussland rechnen, erzählt Wolfgang Osthaus - so betreibt die Initiative sogar noch Wirtschaftsförderung in Deutschland.
Ein drittes Projekt, das besucht wurde, ist der Rohbau einer ärztlichen Ambulanz, den die Initiative zusammen mit Heim-statt Tschernobyl, dem Verein Dietrich von Bodelschwinghs aus Bünde, in Sanarotsch am Narotschsee errichtet. Bisher müssen die Weißrussen dort bis zu 70 Kilometer Fahrt für eine ärztliche Behandlung auf sich nehmen, das soll sich von diesem Jahr an ändern. Im Zeichen von Völkerverständigung und -freundschaft sehen die Mitglieder der Initiative ihre Arbeit, die bei Besuchen von außerordentlicher Gastfreundschaft belohnt werde, so Schwitalski. Weißrussen hätten im zweiten Weltkrieg sehr gelitten, nun seien Initiativen wie seine oder die Bodelschwinghs als Botschafter von Frieden und Freundschaft im Land.

Artikel vom 22.03.2006