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Hoffnung auf die Wind-Wende

Ostenländer verweisen auf Passagen im Winderlass der Landesregierung

Von Axel Langer
Ostenland (al). Mit der jüngsten Änderung des Flächennutzungsplanes für die Stadt Delbrück wurden auf dem Stadtgebiet vier Konzentrationszonen für Windkraftanlagen ausgewiesen. Zwei dieser Zonen liegen in Ostenland, unmittelbar an der Grenze zu Hövelhof, an der Landstraße 836, der Hövelhofer Straße (das V berichtete). Für die beiden Konzentrationszonen sind insgesamt Bauanträge für insgesamt drei 150 Meter hohe Windkraftanlagen gestellt worden. Zu den direkt betroffenen Anlieger gehören auch Agnes und Josef Büser.

Ihr Hof liegt rund 350 Meter von einer der Windkraftzonen entfernt. Neue Hoffnung im Kampf gegen die Windräder schöpfen Agnes und Josef Büser aus dem am 21. Oktober 2005 in Kraft getretenen Winderlass der nordrhein-westfälischen Landesregierung.
»Zwar haben sich die gut gemeinten Schutzabstände zur Wohnbebauung in der Realität bereits in Luft aufgelöst, aber der Winderlass liefert uns auch neue Argumente gegen die Windungetüme«, so Josef Büser. Der Ostenländer spielt damit auf eine Abstandsregelung zu klassifizierten Straßen, das heißt zu Kreis-, Landes oder Bundesstraßen, an. Für diese Straßen müssen Windräder mindestens das Eineinhalbfache der Summe aus Nabenhöhe und Rotordurchmesser betragen. Nach Ansicht von Rechtsanwalt Andreas Lahme aus Lippstadt ist für heutige Windkraftanlagen von einem Mindestabstand von rund 300 Meter auszugehen. Agnes und Josef Büser haben die Zahlen mehrfach gerechnet. »Unserer Meinung nach passt das hinten und vorne nicht«, so die Büsers. »Bei einer Nabenhöhe von rund 108 Metern und einem Rotordurchmesser von etwa 75 Metern ergibt dies ein Mindestabstand von etwa 275 Metern für die Hövelhofer Straße«, rechnet Agnes Büser vor. Allerdings beträgt der Abstand zur Hövelhofer Straße, der als L 836 klassifizierten Straße, nur etwa 150 Meter!
»Werden die drei Windräder innerhalb der Konzentrationszonen verschoben, passen die Abstände zur Wohnbebauung nicht mehr. Wir fühlen uns bestärkt: Es ist kein Platz für einen Ostenländer Windpark«, so Josef Büser
Auch beim in Hövelhof ausgewiesenen Baugebiet »Grüner Weg« sieht Josef Büser Probleme. »Dieses Gebiet hätte einen Anspruch auf einen Schutzabstand von 1 500 Metern. Tatsächlich wird dieser mit nur 750 Metern deutlich unterschritten. Ähnliches gilt für das Naturdenkmal »Seerosenteich«. »Im Gegensatz zur Stadtverwaltung habe ich Informationen erhalten, dass der Teich auch im Landeskataster geführt wird. Auch hier wird der Mindestabstand von 500 Metern nicht eingehalten«, so Josef Büser. Am Seerosenteich haben in den vergangenen Wochen mehrfach Kraniche gerastet. Diese wurden von Franz-Josef Lohmann beobachtet und fotografisch festgehalten.
Hinzu kommt noch, dass die Biologische Station Paderborner Land im Bereich des Seerosenteiches über viele Jahre hinweg fünf bis sieben Brutpaare beobachtet hat. »Bis 2001 war dieses Gebiet regelmäßig mit dem Großen Brachvogel besetzt. Eine Wiederbesiedlung ist jeder Zeit zu erwarten«, heißt es in der Stellungnahme der Biologischen Station zum neuen Flächennutzungsplan. Der Große Brachvogel gehört zur Kategorie zwei der Rote Liste-Arten, das heißt, er ist in seiner Existenz stark gefährdet. Außerdem attestiert die Biologische Station den Konzentrationszonen aus vogelkundlicher Sicht eine besondere Bedeutung.
Abschließend stellt Agnes Büser fest, dass sie nicht grundsätzlich gegen Windenergie sei. »Aber in unsere flache Landschaft passen diese Windgiganten nicht. Genauso wie den Investoren zugestanden wird, an geeigneten Standorten in Windkraftanlagen zu investieren, sollten sich auch betroffene Anlieger gegen Nachteile der Windräder zu wehren«, appeliert Agnes Büser sachlich, aber doch nachdrücklich zur intensiven Abwägung der Argumente.

Artikel vom 22.03.2006