22.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pro grün sieht falsche Wasserpolitik

Zum »Tag des Wassers«: Warnung vor Garage 16 Meter tief im Grundwasser

Paderborn (WV/pic). Eine 16 Meter tiefe Tiefgarage unter dem geplanten Neubau der Kammerspiele und Volksbank in der Innenstadt gefährdet ebenso wie eine übermäßige Trinkwasserentnahme aus Tiefenquellen der Senne am Diebesweg den Grundwasserspiegel in Paderborn. Darauf weist die Umweltschutzorganisation »pro grün« um seinen Vorsitzenden Fritz Buhr zum heutigen »Tag des Wassers« hin.

Buhr (70) warnte gestern vor Wiederholung einer »Bausünde«, die beim Bau einer Garage am Paderborner Königsplatz fünf Meter tief im Grundwasserstrom im Karstgestein begangen worden sei. Jährlich müssten jetzt »ohne wasserrechtliche Erlaubnis« (Buhr) 1,5 Millionen Kubikmeter Grundwasser abgepumpt und oberirdisch in die Pader geleitet werden. Jetzt sei zu befürchten, dass dieser Fehler beim Bau einer Tiefgarage im Kötterhagen wiederholt werde. Der Bau von fünf Untergeschossen 16 Meter tief in den Untergrund habe neue Fließwege des verdrängten Grundwassers zur Folge. Ohne Abpumpen drohten damit Nachbarn in den Kellern nasse Füße. Pro grün lehne daher auch aus geohydraulischen Gründen diesen Bau ab, erklärte Buhr zum »Tag des Wassers«.
Erneut warnte Buhr vor einer all zu großzügigen Ausweitung der Wasserrechte am Diebeswegs. Seit Oktober des Vorjahres seien die Wasserrechte über jährlich 14 Millionen Kubikmeter am Diebesweg nach 30 Jahren ausgelaufen. E.ON Westfalen Weser entnehme jetzt Wasser auf Grund einer zwölf Monate lang befristen Genehmigung seitens der Bezirksregierung. Pro grün sieht keinen Nachweis erbracht für einen Bedarf von jährlich 14 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Senne, weil der Versorger auch Wasser aus der Aabach-Talsperre, der Boker Heide und kleineren Wassergewinnungsanlagen beziehe und somit der Paderborner Jahres-Trinkwasserbedarf von 13 Millionen Kubikmeter reichlich erfüllt sei. Pro grün will daher neu erteilte Wasserrechte am Diebesweg auf deutlich weniger als zehn Millionen Kubikmeter begrenzen.
Bei höherer Entnahme aus dem Senne-Tiefenwasser drohe eine Versalzung der Süßwasserblase durch Vordringen der »Salzwasserfront« von Westen aus dem Raum Salzkotten. Diese Gefahr könne noch steigen, weil auch die Bielefelder Wasserwerke einen Antrag auf weitere zwei Millionen Kubikmeter Trinkwasser von jetzt acht auf dann zehn Millionen Kubikmeter gestellt hätten.
Kritik übt Buhr auch am System der Hochwasserrückhaltebecken im Raum Paderborn. Statt 21 Rückhaltebecken für 45 Millionen Euro sei eine Renaturierung der Fluss-Oberläufe sinnvoller gewesen. Buhr wehrt sich gegen eine Nutzung der Talle-Seen in Schloß Neuhaus als Hochwasserschutzraum. Der Wasserspiegel des Sees müsste dafür gesenkt werden (wir berichteten).

Artikel vom 22.03.2006