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Lohn für 180 Punkte:
eine Runde für alle

Heimische Dart-Spieler auf den Spuren von Taylor & Co.

Von Johnny Dähne (Text und Fotos)
Halle (WB). Irgendwo in England: »Phil Taylor - one hundred and eighty«. Die rauchige Stimme des Hallensprechers verkündet gerade das bestmögliche Zwischenergebnis von Profi-Dart-Weltmeister Phil »The Power« Taylor, während parallel dazu eine johlende Verbal-Laola durch den vollbesetzten Zuschauersaal schwappt. Klar, so glamourös wie im Mutterland des Darts sieht es bei den einheimischen Dart-Pionieren im Haller »Le Gog« freilich nicht aus.

Seit Ende 2005 kann man auch in Deutschland über die Spartenkanäle DSF (Deutsches Sportfernsehen) und Eurosport live verfolgen, wie sich die besten Dart-Akteure der Welt in ausverkauften Hallen duellieren. »Klar schaut man sich das im Fernsehen an. Schon toll, was die werfen können«, staunt Ulrich Kummrow immer wieder über die Treffsicherheit von Phil Taylor, Wayne Mardle & Co.
Kummrow ist Mannschaftskapitän und Gründer von »Dimis Pappnasen«, benannt nach ihrem Vereinswirt und »Le Gog«-Inhaber Dimitri Parlapanos. Seit 2002 nimmt der 44-Jährige, der 1993 vom Dart-Virus infiziert wurde, mit seiner Mannschaft am offiziellen Ligabetrieb des Deutschen Sportautomaten Bundes (DSAB) teil. Jüngst schaffte das Team den Wiederaufstieg von der Bezirksliga in die Oberbezirksliga - immerhin die zweithöchste deutsche Spielklasse. »In Deutschland gibt es keine erste Liga, sondern nur eine zweite Liga, die in Nord- und Südstaffel aufgeteilt ist«, erklärt Kummrow und sieht darin auch gleichzeitig das Dilemma seiner Sportart. »Der DSAB schafft es nicht einmal, eine erste Liga zu installieren, obwohl eine Brauerei schon mal Interesse gezeigt hatte, als Hauptsponsor aufzutreten.« Was in Deutschland eher als Kneipenaktivität denn als seriöse Sportart wahrgenommen wird, besitzt im Mutterland des Darts einen ganz anderen Stellenwert.
»Sky Sports«, einer der populärsten englischen Fernsehsender überhaupt, überträgt mit großem Erfolg wöchentlich die Ereignisse rund um die Dart-Scheibe in die britischen Wohnzimmer. Zudem reißen sich viele Sponsoren um die Werbeplattform Dart. Preisgelder von 100 000 Pfund (umgerechnet ca. 144 000 Euro) für einen Turniersieg sind auf der Insel die Regel.
Paradisische Zustände für Dart-Könner, von denen man an der Lettow-Vorbeck-Straße 1 im »Le Gog« nur träumen kann. Hier treffen sich die Spieler Donnerstag und Freitag abends und trainieren seit Ende des vergangenen Jahres in einem separaten Raum inklusive vier Dart-Automaten und eigener Theke auf rund 50 Quadratmetern. »Vorher haben sie mitten in der Kneipe gespielt, bis ich im November letzten Jahres diesen Extra-Raum eingerichtet habe. Es hat sich gelohnt, denn die Leute sind einmalig«, lobt Wirt Dimi.
Gemeinsam mit »The Overflyer`s« und dem reinen Frauenteam »Wild Things« teilen sich »Dimis Pappnasen« die Trainingszeiten. 15 bis 20 Spiele absolviert dann jedes Teammitglied in der Regel, wobei der Spielautomat gefüttert werden will - pro Partie mit 50 Cent. Kein Vergleich zu den Dart-Profis mit ihren vollbesetzten Zuschauerrängen und beachtlichen Siegprämien. Doch auch im »Le Gog« gibt es ein erstrebenswertes Ziel. »Wenn bei uns einer 180 Punkte wirft, gibt Dimi eine Runde Kurzen für alle aus«, schmunzelt Ulrich Kummrow, um mit seinen drei Pfeilen gleich darauf die Kollektiv-Freude in Angriff zu nehmen.
n Wer sein Geschick an der Dart-Scheibe selbst ausprobieren möchte, ist am 8. April, ab 13 Uhr, herzlich zu einem Turnier im »Le Gog« eingeladen. Auch Anfänger sind willkommen.

Artikel vom 22.03.2006