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Luhukays Bitte: »Jetzt brauchen wir die Fans«

Am Freitagabend kommt Tabellenführer VfL Bochum

Von Matthias Reichstein
Braunschweig (WV). Fünf Spiele ohne Sieg, der Fall von Rang vier auf sieben und personell immer größere Probleme. Paderborns Trainer richtete noch am Freitagabend erstmals einen Appell an die Fans des SC Paderborn 07: »Wenn es eine Phase gibt, wo wir die volle Unterstützung brauchen, dann am Freitag.«

In vier Tagen kommt der Liga-Primus und Fast-Aufsteiger VfL Bochum ins Hermann-Löns-Stadion. Eine sportlich schwierigere Heimaufgabe gibt es nicht, zumal der SCP die beiden letzten Partien im eigenen Stadion (0:1 gegen 1860 München, 0:2 gegen Dynamo Dresden) tor- und punktlos beendete. Das weiß auch Luhukay, macht aber gleichzeitig deutlich: »Etwa 80 Prozent aller Heimspiele haben wir zur vollen Zufriedenheit unserer Zuschauer absolviert. Doch jetzt kommt es nicht nur auf die Mannschaft an, auch die Fans müssen uns von Minute eins an voll unterstützen. Das hat sich das Team in dieser Saison verdient und nur so können wir auch diese schwere Aufgabe gemeinsam bewältigen.«
Der Niederländer, seit dem 1. Juli 2005 beim SCP im Amt, hatte bislang noch nie die Paderborner Fußball-Fans direkt angesprochen. Seine Vorgehensweise wird zwei Ursachen haben. Zum einen die teilweise schon bitterbösen Kommentare von der Haupttribüne, die sogar die neutralen Beobachter wie Dieter Hecking erstaunten. »Es ist bemerkenswert, wie schnell in Paderborn die Stimmung kippt. Beim 3:0 gegen Hansa Rostock wird die Mannschaft frenetisch gefeiert. Gegen Dresden und besonders gegen München gab's verbal schon richtig was auf die Mütze. Hier vergessen die Leute zu schnell, wo der SCP noch vor ein, zwei Jahren stand und was da für ein Fußball geboten wurde«, sagt der Ex-Paderborner und Trainer von Alemannia Aachen.
So weit würde Luhukay mit seiner Kritik nie gehen, der 42-Jährige führt lieber das Beispiel Braunschweig an. Auch die Eintracht ging am Freitagabend - wie der SCP gegen den VfL Bochum - mit fünf sieglosen Spielen in die 90 Minuten, wurde aber von Minute eins an unterstützt: »Das hat der Mannschaft einen Extraschub gegeben. Genau das brauchen wir am Freitag auch.«
Paderborns Chef auf der Bank spricht öffentlich von einer »schwierigen Phase«, den Klassenerhalt sieht er aber nach wie vor nicht in Gefahr. »Die drei Punkte holen wir noch«, ist Luhukay felsenfest überzeugt. Der ehemalige Kölner Co-Coach hat vielmehr die große Sorge, dass die überragende Hinrunde völlig in Vergessenheit gerät. Außerdem stimmt ihn nachdenklich, wie schnell es seine Elf zurzeit immer wieder schafft, den Gegner selbst stark zu machen. Das Eigentor von Markus Bollmann zum Rückrundenauftakt gegen die SpVgg. gegen Unterhaching war der Anfang, danach trafen Garry de Graef (Dynamo Dresden) und noch einmal Bollmann (Eintracht Braunschweig) ins eigene Netz. Dazwischen legte auch noch Dennis Schulp das Siegtor für die Münchner »Löwen« auf.
Großes Verletzungspech, immer wieder neue Rot- oder Gelbsperren, formschwache oder unkonzentrierte Leistungsträger wie Marcel Ndjeng oder eben Markus Bollmann und viele individuelle Fehler - so kann keine Mannschaft der Welt ein Fußballspiel gewinnen. Nur gut, dass die Konkurrenz im Tabellenkeller zurzeit auch noch patzt.

Artikel vom 27.03.2006