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Der Halb-Stunden-Streit

GEF: Eltern protestieren gegen Verschiebung des Schulbeginns

Von Ralf Meistes
Herford (HK). »Ganztagsbetreuung ist super, aber nicht bis in die Nacht« war auf einem Transparent zu lesen, das Eltern gestern während der Schulausschusssitzung im Ratssaal aufgehängt hatten. Etwa ein Dutzend Väter und Mütter der Gesamtschule Friedenstal protestierten auf Bannern gegen die Pläne der Schulverwaltung, den Unterricht eine halbe Stunde später beginnen zu lassen. Sie erzielten einen Teilerfolg, denn eine Entscheidung ist vorerst vertagt.

Das bedeutet für den Schulalltag, es bleibt zunächst wie es ist. Auch in diesem Schuljahr läutet es an der Gesamtschule (GEF) um 8 und nicht um 8.30 Uhr zur ersten Stunde. Die Verwaltung hatte eine Verschiebung vorgeschlagen, weil sie sich dadurch Einsparungen in Höhe von 20 000 Euro erhofft hat. Die Verkehrsbetriebe Minden-Ravensberg (VMR) hatten diesen Betrag errechnet. Bislang mussten die Verkehrsbetriebe häufig zusätzliche Busse einsetzen, weil die Zahl der Fahrschüler, die morgens zwischen 7.15 und 7.50 Uhr mit dem ÖPNV zu den Herforder Schulen gelangen, mit etwa 2270 sehr hoch ist.
Nach Auskunft der VMR besuchen 30 Prozent aller ÖPNV-Fahrschüler die Gesamtschule. Wenn diese Gruppe nun später mit der Schule beginnt, würde dies das Fahrgastaufkommen entzerren und die Busse könnten effektiver genutzt werden, erklärte Thomas Brosig von VMR. Die Verkehrsbetriebe hätten viele Varianten gerechnet, doch nur die Verschiebung des Unterrichtsbeginns an der GEF auf 8.30 Uhr würde zu den erhofften Einsparungen in genannter Höhe führen.
Das sehen Schulleitung und Elternvertreter ganz anders: Etliche Schüler seien durch die halbstündige Verschiebung abends erst gegen 17.30 Uhr zu Hause, Freizeitaktivitäten wie Training in einem Sportverein seien teilweise nicht mehr möglich. Lehrer und Schüler weisen darauf hin, dass es kaum möglich sei, Schüler zur Teilnahme an einer Arbeitsgemeinschaft zu bewegen, wenn diese erst nach 16 Uhr beginnen könnte und bis 17.15 Uhr dauern würde. Außerdem gebe es Schüler, die bereits um 7.30 Uhr an der Schule seien, weil deren Eltern früh aus dem Haus gingen.
»Das bedeutet, die Schule muss ab 7.30 Uhr aufgehalten werden. Für die Zeit bis 8.30 Uhr muss ein Lehrer Aufsicht führen. Diese Lehrerstunde fehlt dann für den Unterricht«, bemängelt der stellvertretende Schulleiter Dieter Brinkschmidt. In der Sitzung kritisierte GEF-Leiter Alexander Scheck: »Es geht um 1250 Schüler, deren Eltern und um 100 Lehrer. Da kann man nicht einfach so die Anfangszeit um eine halbe Stunde verschieben.« Die Schule sei in den Prozess nur unzureichend eingebunden gewesen.
Dezernent Ernst Meihöfer vertrat die Auffassung, dass ein Teil der genannten Probleme schulintern zu lösen sei. Die Politik müsse aber abwägen zwischen den zu erwartenden Einsparungen in Zeiten, in denen der städtische Haushalt stark belastet ist und den eventuell negativen Auswirkungen durch die halbstündige Verschiebung. Lediglich FDP und Liste 2004 sprachen sich gegen die Verschiebung aus, die Mehrheit stimmte für eine Vertagung.

Artikel vom 21.03.2006