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Das Wort zum Sonntag

Von Klaus Herbrand, Diakon in St. Anna, Stahle


Liebe Leserinnen und Leser,
wie würden Sie sich fühlen, wenn IHNEN ein Engel erscheinen würde? Ich meine nicht diese niedlichen oder lächerlichen Engel, die man fast überall kaufen kann. Ich meine einen wirklichen Engel, einen Boten Gottes aus der lichtdurchfluteten Herrlichkeit des Himmels. Plötzlich durchleuchtet Sie sein Licht bis ins Innerste. Ich bin davon überzeugt: Auch Sie würden sich erschrecken wie Maria, die vor fast 2000 Jahren Besuch erhielt vom Engel Gabriel (die katholische Kirche feiert heute das Hochfest »Verkündigung des Herrn«).
Was würden SIE sagen, wenn Sie 15 oder 16 Jahre alt wären, und folgende Sätze hören würden: »Du hast Gnade gefunden bei Gott. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären«, und das, ohne intimen Kontakt mit einem Mann? Würden Ihnen nicht in Sekundenschnelle durch den Kopf schießen: »Was werden meine Eltern und meine Verwandten dazu sagen? Was werden die Leute sagen? Wie beende ich meine Schul- und Berufsausbildung?« Würden Sie nicht zurückschrecken und sagen: »Nur das nicht!«
Auch Maria hat damals betroffen gefragt »Wie soll das zugehen? Ich bin doch mit keinem Mann zusammen?« Der Engel antwortete: »Der Heilige Geist wird das Wunder vollbringen. Für Gott ist nichts unmöglich.« Maria reichte diese Antwort. Sie war mit Gottes Plan für ihr Leben einverstanden.
Ich glaube, Maria konnte die Tragweite ihrer Entscheidung zu diesem Zeitpunkt nicht ermessen und doch war sie einverstanden. Sie ist für uns ein Vorbild an Vertrauen zu Gott und Zuversicht in seine Entscheidungen. Um wie viel mehr könnte unser Leben einfacher und doch erfolgreicher sein, wenn wir auch so sprechen würden wie Maria: »Ich gehöre dem Herrn. Ich bin einverstanden mit dem, was er mit mir vorhat.« Das war kein resignierendes Reden »Ich kann daran nichts ändern. Es kommt ja doch alles, wie es kommen soll.«
Maria hätte auch »Nein!!!« sagen können. Gott zwingt Niemandem seinen Weg auf. Gott wartet darauf, dass wir uns mit seinen Plänen und mit seinen Wegen einverstanden erklären. Er wartet auf unser vertrauensvolles: »Ich bin einverstanden. Dein Wille geschehe!« In manchen Situationen ist es leicht zu vertrauen. Dann, wenn Gottes Wille mit meinem Lebensentwurf übereinstimmt, kann ich leichten Herzens »Ja!« sagen.
In schwierigen Lebenssituationen kostet es uns Vertrauen und viel innere Kraft, mit dem Weg einverstanden zu sein, den Gott mit uns gehen wird. Weil Gott durch und durch gut ist und niemals etwas Böses tun kann, wird er nichts in unserem Leben zulassen, woraus nichts Gutes werden kann. Deshalb können wir in allen Situationen sagen: »Ich bin einverstanden. Dein Wille geschehe!«
Ihr Klaus Herbrand, Diakon in St. Anna, Stahle

Artikel vom 25.03.2006