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Twelsiek: »Bin froh,
dass ich noch lebe«

Exteraner wird bei »Ironman« in Südafrika Neunter

Von Alexander Grohmann
Bad Oeynhausen (VZ). Seite an Seite mit den Besten der Besten: Der Exteraner Maik Twelsiek holte alles aus sich heraus und landete am Sonntag beim Ironman-Triathlon in Port Elizabethtown (Südafrika) auf einem sensationellen neunten Platz. Der für den TV Lemgo in der Bundesliga startende Athlet kam bei seinem ersten Ironman-Start in 9:03 Stunden ins Ziel.

Dort erhielt der völlig ausgepumpte Sportler gleich ärztliche Betreuung, wurde in dicke Decken gehüllt. Zuvor war das »Abenteuer« für Twelsiek fast schon vorbei gewesen: Auf der abschließenden Laufstrecke stand der Exteraner kurz vor dem K.o., musste sich 16 Kilometer vor dem Ziel eine kleine Auszeit nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen. Ein Salzwasser-Drink und ein Power-Riegel päppelten Twelsiek wieder auf. Nachdem er zum Verschnaufen ein paar Schritte gegangen war, lief es danach wieder erheblich besser.
Vielleicht wäre für den 25-Jährigen im 1 500-Teilnehmer-Feld (300 Euro Startgeld) sogar noch mehr drin gewesen, hätte das Wetter mitgespielt. Afrika mal anders: Zu Beginn des Wettkampfes regnete es in Strömen. »Maik mag die Wärme, solche Bedingungen behagen ihm nicht so«, berichtet Vater Heinz Twelsiek, der am Sonntag am heimischen Computer mitfieberte. Im Internet verfolgte er ständig den aktuellen Stand, drückte seinem Sohnemann aus der Ferne die Daumen. Am Abend bekam er den »Junior« dann noch an den Hörer, um sich aus erster Hand die packenden Renn-Erfahrungen schildern zu lassen.
3,8 Kilometer Schwimmen, 180 km auf dem Fahrrad und zum Abschluss noch die Marathon-Distanz von 42,2 km zu Fuß - ein »Ironman« verlangt alles von einem Sportler ab. Twelsiek ging erstmals in seiner Karriere diese höllische Herausforderung an -Ê und meisterte die Aufgabe mit Bravour. Zwischenzeitlich lag er in seiner Lieblingsdisziplin Radfahren sogar auf Platz drei, in den abschließenden Lauf ging er als Achter. Als Neunter lief er knapp eine halbe Stunde hinter Sieger Gerardus Schellens (Belgien/8:36:06 Stunden) ins Ziel - ein Wahnsinns-Erfolg. Vor Twelsiek landete als Fünfter u.a. der deutsche Hawaii-Sieger Faris al-Sultan, der den Ironman lange dominiert hatte.
Twelsiek befindet sich seit Januar in Südafrika. Neben einem Englisch-Sprachkurs konnte der Exteraner die Trainings-Vorzüge in den sonnigen Gefilden rund um Johannesberg auskosten. Untergekommen ist er privat bei einem Triathleten in dem kleinen Ort Potchefstroom. »Er hat zwei Monate lang absolut gewissenhaft auf den Ironman hingearbeitet«, berichtet sein Lemgoer Vereinskollege Flemming Neumann, der einen Monat gemeinsam mit Twelsiek in Südafrika verbrachte. Die abendliche Programmgestaltung war von der professionen Einstellung auch betroffen: »In der Disco waren wir nie«, so Neumann, der bereits in der vergangenen Woche nach Deutschland zurückkehrte.
»Nach dem Ironman hat Maik mir eine SMS geschrieben. Darin meint er scherzhaft, dass er froh ist, noch zu leben. 42 Kilometer seien lang«, so Neumann, den die »Top-Leistung« des Vereinskameraden angesichts der ehrgeizigen und zielstrebigen Vorbereitung nicht überrascht hat. Auch den Ernährungsplan hat Twelsiek gewissenhaft auf das große Ziel ausgerichtet. Einzige Ausnahme: »Hin und wieder haben wir uns abends mal ein Glas Rotwein gegönnt. Der ist da wirklich klasse.« Mehr war nicht drin. Und das zahlte sich aus.
Am 12. April kommt Twelsiek zurück nach Exter. Die nächste Herausforderung ist dann nicht sportlicher Natur: Die Diplomarbeit steht vor der Tür.

Artikel vom 21.03.2006