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Stummer Protest ganz laut

Gymnasiasten demonstrieren für Beibehaltung der »Drittelparität«

Bünde (BZ). Schüler mit zugeklebtem Mund? Dieser Anblick wartete gestern Morgen auf Lehrer des Gymnasiums am Markt. »Mundwerk« hieß diese Aktion, mit der die Schülervertretung gegen die Abschaffung der so genannten »Drittelparität« demonstrieren wollte.

Denn bislang hatten Schüler in der Schulkonferenz ein Drittel der Stimmen - ebenso wie Eltern und Lehrer. Das soll allerdings noch Ansicht der neuen Landesregierung anders werden. Das alte System habe sich nicht bewährt, heißt es als Begründung. Künftig sollen Lehrer zwei Viertel, Eltern und Schüler aber nur noch je ein Viertel der Stimmen in der Schulkonferenz besitzen. »Für uns ist die Abschaffung der Drittelparität in der Schulkonferenz wie eine Entmündigung«, entrüstete sich Bezirksschülersprecher Andreas Klein. »Wir sind der Meinung, dass wir ein Recht darauf haben, ein mindestens gleich gestelltes Stimmrecht in der Schulkonferenz zu haben, da es in der Schule um uns Schüler geht und um niemanden sonst«, betonte Andreas Klein. In unserer Gesellschaft werde viel Wert auf Dinge wie Demokratie und Recht zur Selbstbestimmung gelegt, doch ohne ein angemessenes Stimmrecht seien diese Werte nichts als leere Hülsen für die Schüler. »Deswegen fordern wir dazu auf, dass alle Schüler an unserer Aktion teilnehmen«, so der Schülersprecher. Allerdings richte sich diese Aktion nicht gegen die Lehrer oder das Marktgymnsium, sondern alleine gegen die Bildungspolitik des Landes NRW, stellte Andreas Klein dar.
Viele Schüler folgten diesem Aufruf, verteilten im Foyer Infozettel über das Thema »Drittelparität« oder klebten sich gleich die Münder zu.
Schulleiter Bernhard Herrich war überrascht, als er am Montagmorgen bemerkte, dass »seine« Schüler mehr oder weniger stumm gegen die beschlossene Gesetzgebung demonstrierten. Er vertrat auch einen anderen Standpunkt zu diesem Thema und machte dies in der Diskussion mit Andreas Klein deutlich: »Da, wo Lehrer tätig sind, sollten auch Lehrer entscheiden - natürlich in Rücksprache mit Schülern und Eltern«, erklärte er. Dem konnte Andreas Klein und viele Schüler natürlich nicht zustimmen. So kam es, dass gestern Morgen zahlreiche Lehrer in den Klassen stumm begrüßt wurden.

Artikel vom 21.03.2006