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Wunderbare Begegnungen
mit der Musik unserer Zeit

Meisterkonzert mit dem Bläserensemble Sabine Meyer


Warburg (WB). Die großartige Sabine Meyer gab sich am vergangenen Samstag mit ihrem Bläserensemble in der Aula des Gymnasium Marianum die Ehre. Die Zuhörer in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Aula begrüßten und feierten die Starklarinettistin und ihre Holzbläserkollegen.
Das Nonett schien bestens aufgelegt, mit Verve stürzte es sich in die Partita C-dur von Franz Krommer, einem exquisiten Werk in vier Sätzen, das den frühen Werken Beethovens kaum nachsteht und insbesondere den Oboen Diethelm (Jonas und Kai Frömbgen) und Klarinetten (Sabine Meyer und Reiner Wehle) Raum für spielerische Entfaltung ermöglicht. Nahmen hier die Hörner (Bruno Schneider und Niklaus Frisch) und Fagotte (Dag Jensen, Guilhaume Santana, am Kontrafagott: Klaus Lohrer ) noch eine untergeordnete Rolle ein, so waren die Instrumentengruppen in dem nachfolgenden Werk Edison Denissows voll gleichberechtigt. Das Oktett aus der Feder des neben Schnittke und Gubaidulina wichtigsten russischen Komponisten nach dem 2. Weltkrieg führte die Zuhörer in ungewohnte, vielleicht sogar irritierende Klangwelten. Doch schon beim näheren Hinhören konnte man durchaus tonale Bezüge hören, insbesondere in dem sich choralähnlich entwickelnden Tranquillo. Die hochkomplexe, dabei klanglich äußerst filigrane Musik Denissows forderte den Interpreten ein Höchstmaß an Konzentration ab. Das Ergebnis war verblüffend und faszinierend, eine wunderbare Begegnung mit Musik unserer Zeit.
Eine Mozartoper ohne Sänger, ohne szenische Darstellung, das scheint paradox. Doch der große Wolfgang Amadeus selber hat seinem musikhungrigen Publikum mit seinen Harmoniemusiken eine reduzierte Fassung, ein musikalisches Destillat der »Entführung aus dem Serail« zusammengestellt. Dabei verzichtet er mitnichten auf den theatralischen Gehalt der Musik und schlägt in den vierzig Minuten einen großen Bogen, von Ouvertüre bis hin zur virtuosen Arie des Osmin »Ha! Wie will ich triumphieren«. Die strahlenden Oboen von Diethelm Jonas und Kai Frömbgen standen hier besonders im klanglichen Mittelpunkt, doch das traumhafte »Wenn der Freude Tränen fließen« hat Mozart der Klarinette vorenthalten, hier konnte Sabine Meyer ihren atemberaubend schönen Ton wunderbar ausspielen.
Es war ein vollends grandioses Konzert, ein gut aufgelegtes Bläserensemble beschenkte die Warburger Zuhörer mit wahrlich meisterhafter Musik. Peter Ernst

Artikel vom 20.03.2006