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Einigkeit: Das Stadion
muss jetzt endlich her!

Unverständnis und Ärger bei Fans über Hängepartie

Von Bernhard Liedmann
und Jens Twiehaus
Paderborn (WV). Schluss mit der Eierei - das neue Stadion muss jetzt endlich her! Querbeet durch die Sport- und Fan-Gemeinde waren sich gestern rund um den Fußballplatz die Paderborner beim Spiel gegen 1860 München einig. Ansonsten drohe Paderborn ein unglaublicher Imageverlust und immenser wirtschaftlicher Schaden.

Wer die »Karre« in den Sand gefahren hat, und in dem sie auch nach den Vorschlägen von Bürgermeister Heinz Paus weiter steckt, darüber gingen die Meinungen auseinander: »Eine Sauerei der Anlieger«, so Sicherheitskraft Nicolas Gaentzsch. Präsident Wilfried Finke habe mit seiner scharfen Kritik völlig recht. Auch die Anwohner der Hermann-Löns-Straße lebten schließlich seit langem mit dem Fußball.
»Die Verwaltung hätte alles mit den Anliegern vorher abklären müssen«, schimpft Friedhelm Lüße. Bei den Millionen-Mehrkosten müsse die Stadt in den sauren Apfel beißen. Die Paragon-Arena habe Vorrang vor anderen Projekten wie Kammerspiele oder Neubau der Stadtverwaltung.
»An den Mehrkosten sollten sich im Schulterschluss Wirtschaft und Stadt beteiligen«, so SCP-Fan Annette Noll. Man hätte vor Baubeginn alles in »trockene Tücher« bringen müssen.
»Eine Stadt wie Paderborn, die sich Sportstadt nennt, bekommt es nicht geregelt, eine solche Immobilie zu bauen«, schüttelt auch Gastronom Horst Reinshagen den Kopf über das Gezerre. Es werde immer nur geredet und zerredet. Derzeit spiele man in einem »Hühnerstall«.
Die Kosten seien eine Sache, man muss aber auch die Sicherheit sehen, so Paderborns Feuerwehrchef Ralf Schmitz. »Auf halbem Wege kann man nicht stehen bleiben, jetzt muss der große Schritt nach vorne folgen!« Er beneide allerdings nicht den Kämmerer der Stadt.
Sogar Fans von 1860 München verstehen den Paderborner Zirkus nicht: »Paderborn hat eine gute Mannschaft, ich gönne dem SCP das Stadion und den Aufstieg.« Er finde es gut, wie sich Präsident Finke für das Stadion einsetzt. Auch Johann Wolfsteiner aus Regensburg fasst sich an den Kopf: »Ungeheuerlich, was hier passiert!« Solche Blockaden seien ein typisch deutsches Problem.
»Drei Leute zerstören den Traum von Tausenden«, so SCP-Fan Thorsten Moor erbost über die klagenden Anlieger. Für die Stadt sei das neue Stadion ein wichtiges Projekt, zumal viele Arbeitsplätze davon abhingen. »Wenn jetzt nicht bald weitergebaut wird, wäre alles rausgeschmissenes Geld«, will auch Melanie Fritsch einen baldigen Weiterbau. Gar nicht auszudenken, wenn durch einen langen Baustopp sogar der Klassenerhalt gefährdet wäre, befürchten viele der Befragten ein mögliches Fiasko für die Stadt und den Sport. Um die Mehrkosten über knapp 15 Millionen Euro aufzufangen, befürworten viele notfalls das Einsparen von anderen Projekten wie bespielsweise den Neubau der Kammerspiele. Auch die heimische Wirtschaft sollte sich beteiligen, schließlich bringe eine neue auf dem Gesamtareal angedachte Multifunktionshalle enorme Impulse für die gesamte Region. Angesicht des bisherigen Verlaufs der Verhandlungen herrscht jedoch breite Skepsis bei den Fans über einen baldigen Weiterbau der Paragon-Arena.

Artikel vom 20.03.2006