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Auf Hochwasser vorbereitet

Der Löhner Joachim Kellermeier (52) ist Bundesschatzmeister der DLRG

Von Per Lütje (Text und Foto)
Löhne (LZ). Joachim Kellermeier ist Herr über neun Millionen Euro. Auf diese Summe beläuft sich der Jahresetat der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Und als deren Bundesschatzmeister ist der Löhner für den Einsatz der Gelder verantwortlich.

Wie Löhnes Kämmerer Georg Busse, gelingt es auch Joachim Kellermeier kaum, Rücklagen zu bilden. »Geld erhalten wir für unsere Einätze nur, wenn Katastrophenalarm ausgelöst wird. Doch davor scheuen sich die Landkreise, weil auch bei ihnen das Geld knapp ist«, weiß der 52-Jährige nach einem Jahr im Amt, wie der Hase läuft.
Joachim Kellermeier ist seit mehr als 30 Jahren Mitglied im DLRG-Ortsverein Löhne - einer von 2 200 bundesweit. In dieser Zeit hat er bereits zahlreiche Ämter auf Orts-, Bezirks- und Landesebene bekleidet. Doch dass er einmal auf Bundesebene aktiv sein würde, das hat der Löhner bis zum Jahr 2003 nicht gedacht und schon gar nicht angestrebt. »Mein Vorgänger, mit dem ich befreundet war, verstarb unerwartet. Da habe ich sein Amt zunächst kommissarisch ausgeübt.« Diesen Job machte der Finanzbeamte allerdings so gut, dass Kellermeier im vergangenen Jahr für weitere vier Jahre zum Bundesschatzmeister der Organisation gewählt wurde.
Seitdem pendelt der 52-Jährige regelmäßig zwischen Löhne und Bad Nenndorf, wo die DLRG ihr Lagezentrum hat. Dort geht auch der Notruf ein, wenn irgendwo in Deutschland und auch darüber hinaus die Hilfe der Lebensrettungsgesellschaft gebraucht wird. »Das kann zum Beispiel bei Hochwasser sein«, nennt Joachim Kellermeier einen typischen Einsatzfall der Rettungskräfte. Diese waren aber auch im Einsatz, als in diesen Wochen der Südosten Bayerns im Schnee versank und die DLRGler zu Schaufeln griffen und Schnee schippten.
Voraussetzung, dass sich einer der insgesamt DLRG-Rettungszüge in Bewegung setzt, ist allerdings das Auslösen des Katastrophenalarms. »Nur dann ist gewährleistet, dass der Einsatz bezahlt wird. »Unsere Leute verdienen nichts. Die machen das alle ehrenamtlich«, betont Kellermeier. Das eingesetzte Material ist es, das viel Geld verschlingt. Circa 4 000 Euro kalkuliert der Löhner für den Einsatz eines Wasserrettungszuges, bestehend aus sechs Fahrzeugen, vier Booten und 30 Helfern.
Doch bis die Landkreise die Kosten der Lebensretter erstatten, kann mitunter viel Zeit vergehen. »Nach dem Elbe-Hochwasser sind fast zwei Jahre vergangen, ehe das Geld wieder auf dem Konto war«, sagt der 52-Jährige. Viel häufiger sei allerdings der Fall, dass die DLRG gar keine finanzielle Entschädigung erhalten. »Die örtlichen Vereine bekommen für ihre Einsätze in der Regel kein Geld. Wir sind Professionelle ohne Bezahlung«, sagt er ohne Verbitterung. »Wer sich in der DLRG engagiert, muss viel Idealismus mitbringen. Ein Dankeschön von den Menschen, denen man helfen konnte, ist die allerhöchste Krönung dessen, was man macht.«
Damit der Bestand der weltweit einzigen ehrenamtlichen Katastrophenschutzdienstorganisation nicht gefährdet wird, sei es wichtig, das Bädersterben zu beenden. »Ohne Schwimm- und Freibäder geht es nicht. Wir brauchen sie als unsere Ausbildungsstätten«, appelliert Joachim Kellermeier an die Löhner Verantwortlichen.

Artikel vom 18.03.2006