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»Hostienwunder und Judenfeindschaft«

Theologin Daniela Kranemann spricht in Büren und im Liborianum


Paderborn/Büren (WV). Unter dem Thema »Hostienwunder und Judenfeindschaft« beschäftigt sich Daniela Kranemann bei zwei Vortragsveranstaltungen mit den antijüdischen Motiven der mittelalterlichen Eucharistiefrömmigkeit. Die Erfurter Theologin spricht auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Paderborn am Dienstag, 21. März, 19.30 Uhr, in der Aula des Mauritius-Gymnasiums in Büren und am Mittwoch, 22. März, 19.30 Uhr, im Liborianum Paderborn. Im Mittelpunkt stehen die mentalitäts- und theologiegeschichtlichen Hintergründe und Zusammenhänge, die zur Entstehung und Verbreitung von Hostienfrevellegenden beitragen konnten.
Die hochmittelalterliche Eucharistiefrömmigkeit ist reich an zum Teil drastischen Wundergeschichten: Es sind Visionen von blutenden Hostien oder leibhafte Erscheinungen des Gekreuzigten im eucharistischen Brot, die die Phantasie der Menschen beflügeln und sich auch in Bildwerken dieser Zeit niederschlagen. Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts verbinden sich solche Geschichten vielerorts mit antijüdischen Legenden. Eines der frühesten Beispiele dafür bietet die Bürener Hostienfrevellegende. Die vorgebliche Entehrung einer Hostie durch ortsansässige Juden und ein damit verbundenes Blutwunder macht Büren nicht nur zu einem Wallfahrtsort, sondern dient auch der Rechtfertigung eines Judenpogroms. Bis heute erinnert eine Inschrifttafel von 1720 in der Sakramentskapelle von Büren an den vermeintlich jüdischen Hostienfrevel.

Artikel vom 20.03.2006