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Das Wort zum Sonntag

Von Pfarrer Hendrik Rethemeier


Ein Mann sagte zu Jesus: »Ich möchte dir gern folgen. Aber vorher lass mich noch Abschied nehmen von meiner Familie.« Da erwiderte Jesus: »Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der taugt nicht für das Reich Gottes.« (Lukas 9,62)

Man fragt sich: Warum reagiert Jesus so kompromisslos? Warum lässt er diesem Mann, der sich noch eben von seiner Familie verabschieden will, nicht das bisschen Zeit, bevor er dann auf unabsehbare Zeit Jesus begleitet? Schließlich weiß er noch nicht, wie lange er dann weg ist, oder ob er überhaupt zurückkommt.
Aber es geht wohl gar nicht um die Zeit. Es geht um die Entschiedenheit bei der Entscheidung für Jesus. Es geht um Klarheit und es geht um Konsequenz.
Ist es nicht so, dass wir am liebsten alles haben und tun wollen? Einkaufen und Sparen. Dies essen und das andere auch. Am Abend ein Buch lesen und Fernsehen und Gespräch und vielleicht auch noch Musik hören.
Entweder gibst du das Geld aus und kaufst etwas ein, oder du behältst es und verzichtest darauf einzukaufen. du kannst nicht den Kuchen essen und ihn behalten.
Jesus drückt dasselbe aus in dem Bildwort vom Pflügen: Wenn einer hinter dem Pflug hergeht, den Pflug mit der einen und das Pferd oder den Ochsen am Zügel mit der anderen Hand führt, dann darf er sich nicht gleichzeitig umsehen, denn sonst verzieht er den Pflug, und die Furche wird krumm. Wenn er zurücksehen will, dann muss er anhalten, kommt aus dem Rhythmus und schafft nichts mehr. Entweder siehst du dich um nach den Furchen, die du schon gezogen hast. Dann aber werden die Furchen vor dir krumm. Oder du schaust dich nicht um, sondern siehst nach vorn und kannst eine gerade Furche ziehen.
Worauf es also ankommt, ist, hinzuschauen auf die Furche, die gerade in Arbeit ist. Hinschauen auf das, was jetzt zu tun ist und nicht in Gedanken schon bei dem sein, was noch vor einem ist. Aber auch nicht in Gedanken bei dem sein, was hinter einem liegt, in der Vergangenheit. Was noch nachklingt. Dein Leben spielt sich ab in diesem Augenblick, in der Gegenwart. »Jetzt ist die Zeit der Gnade«, heißt es in der Bibel (2. Korinther 6, 2). Hier und jetzt spielt sich das Reich Gottes ab. Wer es jetzt nicht wahrnimmt, wird es nicht in der Rückschau erleben und nicht in der Zukunft.

Artikel vom 18.03.2006