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»War Kastanie
zu lästig?«


Das Fällen eines Baumes auf einem Leverner Gemeindegrundstück hat einen Leser auf den Plan gerufen. Er schreibt:
»Völlig ohne Information fanden die Anwohner des Lindenweges in Stemwede-Levern den schönen, oft bewunderten gesunden, mehr als 55 Jahre alten Kastanienbaum, den nach dem Krieg der damalige Amtsdirektor Kuhlo eigenhändig mit den ersten Siedlern gepflanzt hatte, zerteilt in »mundgerechte« Stücke am Straßenrand vor, als sie von ihrer Arbeit nach Hause kamen. Dies war am 9. März.
Eine Kastanie am Lindenweg? Hat man nicht schon genug Ärger mit den stattlichen Linden, die im Herbst das viele Laub einfach so zu Boden fallen lassen? Der Kastanienbaum besitzt dazu noch die »Frechheit«, im Frühling große Blütenrispen zu entwickeln und für Arbeit nach dem Blütenregen zu sorgen. Vor dem Laubfall dann nochmals die Kastanien und zum krönenden Abschluss die Hauptarbeit, das Laub. Das ist zu viel! Wiederholte Beschwerden bei der Gemeinde, bis es nervt. Nun muss nur noch ein offizieller, akzeptabler Grund für die Abholzung aus dem umfangreichen Katalog der Begründungsmöglichkeiten gefunden werden, falls die Öffentlichkeit nachfragt, und die Kettensäge rollt an? Auch, wenn man dabei gegen bestehende Baumschutzverordnungen verstößt? In ländlichen Gemeinden muss man das nicht so genau nehmen? Wir haben genug Natur?
Muss ein Baum in der Stadt aus wirklich zwingenden Gründen gefällt werden, zum Beispiel, wenn die Sicherheit der Passanten nicht mehr gewährleistet ist, würde man dort zumindest einen neuen anpflanzen (als Kompromiss: Keine Kastanie). Das ist jedoch vermutlich in einer ländlichen Gemeinde wohl nicht zu erwarten, trotz 30-Kilometer-Zone oder Titel wie »Luftkurort« und »Schönstes Dorf«?
Es gibt unzählige vorbildliche Gemeinden, zum Beispiel im Emsland und in der Küstenregion, was Baumschutz, Erhaltung von Bäumen und Neuanpflanzungen an jedem noch so kleinen freien Plätzchen betrifft.
Wann fangen auch wir hier in ländlichen Gemeinden an, Bürger wie Verantwortliche in den Gemeindeverwaltungen, der Schönheit der Natur und damit dem Umweltbewusstsein unseren nachfolgenden Generationen gegenüber höchste Priorität einzuräumen und diese vor unsere Bequemlichkeit zu stellen?«

Helmut Jan STEINKAMP
Lindenweg 27
Levern

Artikel vom 18.03.2006