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»Film ab!« im Brakeler Kino

Vier Vorführungen am Premierentag -Ê170 Besucher finden Platz

Von Jürgen Köster
Brakel (WB). Thomas Wirth hat sich einen Lebenstraum erfüllt: Er hat sich in Brakel ein eigenes Kino gekauft. Dort heißt es am kommenden Sonntag erstmals wieder »Vorhang auf! Film ab!«.

Die belgischen Nato-Streitkräfte hatten das Kino zwar auch schon genutzt, aber eben nicht für öffentliche Veranstaltungen. Für die Zwecke von Thomas Wirth musste das Gebäude daher nach den aktuellen Erfordernissen und Vorschriften umgebaut werden. »Die Belgier mussten vieles nicht beachten, was nun gesetzlich vorgeschrieben ist. Es waren vor allem brandschutztechnische Bestimmungen, die zu befolgen waren und es musste ein Bauantrag gestellt werden wie für ein neues Projekt«, berichtete Wirth gestern in einem Pressegespräch.
Dabei war es gerade der Baustil der 70-er Jahre, der den Kinomacher besonders gereizt hat. Wirth: »In dieser Zeit wurden so gut wie keine Kinos gebaut, im Gegenteil, in jeder zweiten Stadt wurde ein Kino geschlossen.« Dieses Kinosterben habe bedingt, dass es heute entweder ganz alte Kinos gebe oder eben die hochmodernen Kinokomplexe mit mehreren Sälen.
Das Brakeler Kino hat zurzeit nur einen großen Saal. Er bietet 170 Filmfans Platz. 168 leuchtend rote Sessel lassen in der Mitte Raum für behinderte Kinobesucher. »Wenn es gut läuft, bietet das Gebäude die Möglichkeit noch zwei kleine Säle zu öffnen«, blickt Wirth in die Zukunft. Diese wird mit digitaler Technik noch mehr Möglichkeiten bieten, ist er sich sicher. Zurzeit werden die Filmstreifen noch auf herkömmliche Art auf die Leinwand projiziert. Aber in zwei bis drei Jahren wird es seiner Einschätzung nach nur noch digitale Technik in den Kinos geben. Dann wäre auch der Vorführraum überflüssig, in dem heute die Filme in die Projektoren eingelegt werden.
Am kommenden Sonntag wird es der Oscar-prämierte Film »Walk the Line« sein, der um 12 Uhr als erster Streifen im neuen Kino gezeigt wird. Weiter geht es um 15 Uhr mit »Die wilden Kerle 3« und um 17 Uhr mit »Die wilden Hühner«. Den Abschluss bildet dann die Romanverfilmung »Elementarteilchen«, die mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Beginn dieser Vorführung ist um 20 Uhr. Das offizielle Programm beginnt am 23. März. Bis dahin müssen sich die Brakeler Kinofans noch etwas gedulden.
Geduld bewies auch Thomas Wirth, bis er sein Ziel erreicht hatte. Fünf Jahre lang fragte er bei dem Unternehmen, das die Liegenschaft auf dem Hembser Berg übernommen hatte, immer wieder nach den Möglichkeiten, das Kino zu erwerben. Seine Beharrlichkeit hatte Erfolg. Im Oktober 2004 erwarb Wirth, der in Bad Driburg ein zweites Kino erfolgreich betreibt, das Gebäude. Dann folgten die Umbaumaßnahmen. Besonders die Lüftungs-, Brandmelde- und die Heizungsanlage waren teuer. Zu Buche schlug ebenfalls der notwendige Umbau der Bühne und Umkleideräume. Sie wurden vom heutigen Kinosaal durch eine neue Wand abgetrennt.
Großzügige Unterstützung erfuhr der Kinomacher bei seinem Vorhaben von der Filmstiftung NRW. Aber auch die Stadt Brakel habe ihm hilfreich zur Seite gestanden und die Außenanlagen kostenlos gestaltet. »Einige 100 000 Euro« hat es dennoch gekostet, das eigene Kino von Thomas Wirth.

Artikel vom 17.03.2006