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»Der Junge müsste mal etwas tun. . .«

Tischtennis: Kreisvorsitzender Carsten Böhmert ist seit einem viertel Jahrhundert im Sport aktiv

Von Ingo Notz
Hüllhorst (WB). Der Mann ist erst 36 - was er in den vergangenen 25 Jahren aber im Tischtennis schon erlebt und geleistet hat, reicht eigentlich für zwei Leben. Carsten Böhmert ist immer auf Draht, ist Stress gewohnt - und daher kann ihn auch ein historisches Sportereignis wie die ersten nationalen Deutschen Tischtennis-Meisterschaften im Kreis Minden-Lübbecke nicht mehr schocken. Der Hüllhorster war gleich in mehrfacher Funktion in der Kampa-Halle im Einsatz: Vereinsvertreter, Kreisvorsitzender, Fan - und nicht zuletzt als Schiedsrichter. Carsten Böhmert ist der ranghöchste Tischtennis-Referee aus dem Altkreis Lübbecke - und im Besitz der höchsten deutschen Schieri-Lizenz.

Angefangen hat alles 1981 im TV Hüllhorst - »über Bekannte meiner Eltern bin ich zum Tischtennis gekommen, die meinten, der Junge müsste mal was tun. . .«, grinst Carsten Böhmert rückblickend. Schnell war er infiziert - ein ernsthafter Bazillus hatte ihn erwischt: das Tischtennis-FieberÉ Mit 16 stieg er dann auch in die Jugendarbeit ein - und steckte auch andere mit dem Bazillus an. Einmal in der großen Tischtennis-Familie angekommen, engagierte sich Carsten auch über den Verein hinaus. Der damalige Kreisjugendwart Horst Drews brachte ihn 1989 in den Kreisvorstand als Sachbearbeiter für den Jungen-Sport, nebenbei machte Böhmert auch den Übungsleiterschein und legte die Prüfung für den Bezirksschiedsrichter ab. »Ich hatte einfach Spaß daran! Jung, dynamisch und ein bisschen sportverrückt - das passte ganz gut.« Halbe Sachen gab es mit Böhmert schon damals nicht: »Bis 1993 war ich so fünf bis sechs Tage pro Woche in Sachen Tischtennis unterwegs.«
Die Feuerprobe folgte Anfang der 90er Jahre, »als Horst Drews gesundheitlich bedingt ausfiel, musste ich plötzlich kommissarisch das Amt übernehmen.« Seit 1990 ist Böhmert auch noch Verbandsschiedsrichter - und durfte damit als so genannter Zählschiedsrichter in der Bundesliga dabei sein. Nicht mehr nur als Fan - jetzt war Böhmert mittendrin statt nur dabei. Und auch hier ging, es natürlich, nicht langsam aufwärts, der Hüllhorster stieg gleich bei der damals größten Nummer im deutschen Tischtennis ein: in Steinhagen, im Haifischbecken der Superstars um Tischtennis-Vulkan Nicole Struse - eine Härteprüfung für jeden Schieri, ein richtiges Stahlbad. Carsten erinnert sich lachend: »Nicole? Wir haben uns gleich im ersten Spiel angefreundet. . .« Das erste große Spiel: 800 Zuschauer im Hexenkessel Cronsbach-Halle - »da war die Hölle los, das war aber eine gute Schule. Danach gerät man dann nicht mehr so leicht in Panik!«
Schöne, attraktive Spiele hatte er auch als Fan erlebt, nun aber »lernt man schon, mit Spielern und Betreuern umzugehen, genau wie bei den ganzen Wochenenden auf den unterschiedlichen Turnieren, dort lernt man die unterschiedlichsten Charaktere kennen und bekommt auch mal Kontakte über den heimischen Tellerrand hinaus«, möchte der Hüllhorster diese Zeit nicht missen. Zwei bis drei Wochenenden im Monat war er im Einsatz - »immer bemüht, neutral zu bleiben. Aber es gibt natürlich auch Kontakte über das Hallo hinaus.«
Sein beeindruckendstes Erlebnis aus dieser Zeit? »Das war das Play Off-Finale, ich weiß nicht mehr wann, in Steinhagen, das alles entscheidende dritte Spiel. Das ging von zehn bis halb vier - das war eine heiße Geschichte, ein absolutes Highlight! Oder auch die Europapokal-Doppelveranstaltungen, als ich zum ersten Mal ein internationales Spiel zählen durfte.« Bis zum Halbfinale im Europapokal war der Hüllhorster dabei - Momente, die ihm keiner mehr nehmen kann. Nach dem jähen Aus der Spvg Steinhagen blieb Böhmert weiter im Bundesligageschäft und wurde regelmäßig beim damaligen Herren-Zweitligisten BTW Bünde eingesetzt. Erstligaluft schnuppert er erst wieder, seitdem der TuS Bad Driburg vor acht Jahren den Sprung in die Eliteliga geschafft hat: Dort wird Böhmert regelmäßig als Referee eingesetzt und trifft auch alte Bekannte wieder - auch Nicole Struse. Im Herbst 2004 bestand Böhmert die Prüfung zum höchsten deutschen Schieri-Stand - konnte in der Serie aber noch nicht als solcher eingesetzt werden, weil die Einteilungen aber immer für eine ganze Spielzeit ergeht. So ist er seit dieser Saison offiziell als Oberschiedsrichter dabei - in Bad Driburg, zusätzlich auch als WTTV-Amtshilfe im benachbarten Glane in der 2. Liga.

Artikel vom 17.03.2006