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»Lang und langsam« die wichtigste Einheit

Trotz Eis und Schnee: überwältigende Resonanz beim Hermannslauftraining mit Andreas Ewert und LC Solbad

Von Gunnar Feicht (Text und Foto)
Altkreis (WB). Die Wege im Teuto sind schneebedeckt, die Temperatur liegt an diesem Sonntagmorgen bei minus 6 Grad. Und dennoch haben sich auf dem Parkplatz Peter auf'm Berge fast 100 Hobbysportler eingefunden: Hochstimmung im Feld der Aktiven, sie können gar nicht erwarten, dass es endlich los geht. Das Hermannslauftraining unter der Regie von Andreas Ewert und den routinierten Gruppenleitern des LC Solbad ist ein voller Erfolg.

Erstmals bieten Ewert & Co. die gezielte Vorbereitung auf Ostwestfalens größtes Laufereignis kostenlos an - und wurden von der gewaltigen Resonanz fast überrollt: Von den gut 150 vorangemeldeten Teilnehmern nehmen seit Anfang Dezember regelmäßig 100 bis 125 an den langen Trainingseinheiten am Wochenende teil. Bis zu 60 sind es laut Ewert beim Solbad-Bahntraining an jedem Mittwochabend im Borgholzhausener Stadion. Hier wird mit Intervalltraining und Tempoläufen an der Schnelligkeit gearbeitet. »Bei Teilnehmern, die beide Angebote wahrnehmen, sind außerordentliche Fortschritte zu beobachten«, freut sich Ewert, dass sein Programm »anschlägt«. Nach den bisherigen Eindrücken könnten einige darauf hoffen, ihre Hermannslauf-Zeit aus dem Vorjahr um bis zu 20 Minuten zu steigern.
Die Vorbereitung begann Ende November mit einem Eröffnungsvortrag von Dr. Michael Dickob (Mannschaftsarzt von Arminia Bielefeld) zum Thema Lauftraining aus Sicht des Sportarztes und Orthopäden. Seither wurde das Pensum bei den gemeinsamen Läufen behutsam gesteigert: Für die Hermannslauf-Einsteiger dauerte die erste »lange Einheit« gut eine Stunde, jetzt absolvieren sie problemlos mehr als zwei Stunden in bergigem Gelände. Die gezielte Belastungssteuerung und -steigerung unter Berücksichtigung des jeweiligen Leistungsvermögens ist das Geheimnis des Erfolges. Ewert: »Wir haben die Teilnehmer je nach Zielsetzung beim ÝHermannÜ in fünf Gruppen aufgeteilt, die individuell von jeweils mindestens zwei erfahrenen Läufern betreut werden.«
Abgesehen vom gemeinsamen Training beim langen, langsamen Dauerlauf und den Tempo-Spritzen auf der Bahn erhalten die Hobby-Sportler zusätzliche Hausaufgaben für die übrigen Tage der Woche. Die Gruppen D und E (Zielzeit für die 31,1 km: länger als drei Stunden) kommen in den meisten Fällen mit drei Laufeinheiten aus. Die ambitionierten Volksläufer mit Zielsetzungen unterhalb der magischen 2:30 Std. müssen dagegen schon fünf- bis sechsmal pro Woche 'ran.
Die große Resonanz bedeutet zwar mehr Arbeit, macht jedoch den Organisatoren noch erheblich mehr Spaß als in den Vorjahren: »Wir sind noch motivierter, müssen aber auch alles besser vorbereiten. Wenn Sonntag die lange Einheit ansteht, wird alles schon am Samstag präpariert.« Zwei Tee-Stationen für jeden langen Lauf sollen jeweils für Stärkung sorgen, die Gruppenleiter sind einzuteilen.
Neue Ideen haben sich bewährt: Mitte Februar fuhren alle Teilnehmer gemeinsam im »Haller Wilhelm« per Bahn nach Hilter, von wo aus sie durch den Teuto nach Borgholzhausen zurückliefen. Kommenden Sonntag starten zwei Busse zur Hermannslauf-Generalprobe nach Detmold: Die beiden Gruppen der leistungsstärksten Aktiven laufen die komplette Originalstrecke, die C-Gruppe steigt an den Donoper Teichen (ca. 25 km) ein und die beiden langsameren Gruppen absolvieren ab Panzerbrücke Augustdorf rund 22 km bis zur Sparrenburg.
Bei dieser Abstufung wie auch bei der gesamten Trainingsgestaltung gilt stets die Leitlinie, die Hobbysportler nicht zu überfordern. Andreas Ewert: »Eine Trainingsdauer von mehr als drei Stunden am Stück ist völlig sinnlos, birgt sogar Risiken.« Außerdem gilt: »Wir wollen die weniger erfahrenen Läufer davor schützen, dass sie sich mit ihrer Richtzeit für die gesamte Strecke unter Druck setzen.«
Denn gerade diese Gruppe ist zahlenmäßig stark vertreten - und hat nach den bisherigen Trainingseindrücken die besten Aussichten, am 30. April mit einem Lächeln und in guter Verfassung das ersehnte Ziel an der Sparrenburg zu erreichen.

Artikel vom 16.03.2006