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Ein Künstler mit großem Renommee

Professor Alf Welski feiert 80. Geburtstag und blickt auf ein vielseitiges Arbeitsleben

Von Bärbel Hillebrenner
Vlotho (VZ). Seine Arbeiten sind nicht aufzuzählen, so viele sind es. Die Jahre seines Alters sind da genauer zu beziffern: 80 Jahre alt ist Professor Alf Welski am Dienstag geworden. Ein Leben lang hat der große Künstler in seinem Atelier gestanden - in dieser Woche aber kamen Freunde und die Familie zu ihm zum Gratulieren.

Gut geht es ihm, sagt er. »Ich will nicht groß feiern. Ich freue mich heute über Besuch.« Bei ihm zu Hause an der Schulstraße in Bad Oeynhausen war am Geburtstag eine Menge los: Die Kinder kamen - drei Töchter und zwei Söhne hat das Ehepaar Alf und Anneliese Welski -, Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann, viele Wegbegleiter und Freunde. Auch politische, denn Alf Welski wurde 1975 als SPD-Mitglied in den Oeynhausener Stadtrat gewählt. Mit seiner Meinung hat der 80-Jährige nie hinter den Berg gehalten - bis heute sagt er offen, was er denkt. Sein Augenmerk war schon immer geradeaus, wach und ist bis heute so geblieben. Schärfe und Intensität seiner Betrachtung, seines Denkens und seines Blickes dahinter zeichnen ihn sowohl als Mensch als auch als Künstler aus.
Dass er Maler werden wird, das war ihm schon als Kind klar. Auf Umwegen erreichte er sein Ziel: Der Vater will, dass er Bautechniker wird - immerhin kann er in dieser Zeit schon mal das Zeichnen lernen. Die Abendklasse der Folkwang-Schule besucht er - aber die politischen Verhältnisse und der Krieg lassen seine Ausbildung zum Maler nicht zu.
Aus dem Krieg heimgekehrt, ist er voller Unruhe und Ratlosigkeit. Er beginnt wieder zu zeichnen, er malt, wird Mitarbeiter in einem Kunst- und Filmstudio in Vlotho und lebt hier bis in die siebziger Jahre. Er arbeitet als freischaffender Künstler, wird Schildermaler, Pressezeichner, erhält Stipendien, gerät in einen Schaffensrausch. Längst sind seine Arbeiten in der Region bekannt, als er 1964 als Werk- und Zeichenlehrer an der Sonderschule für Lernbehinderte der Stadt Herford, später in Bad Oeynhausen wird. Der Lehrerberuf wird seine zweite Berufung: mit Kindern zu arbeiten - und sie selbst in Portraits zu malen und zu zeichnen, das liebt er.
Alf Welski entdeckt die Radierung für sich. Er ist in seinem Schaffen nicht zu bremsen. Er perfektioniert sein Können um die Technik: Es entstehen hunderte von Radierungen mit tiefgreifenden, bewegenden, sozialen Themen - der Künstler blickt stets hinter die Oberfläche, sieht in die Tiefe der Seele. Seine Arbeiten sind nicht einfach schön, sie geben die Realität in einer zunehmend technisierten Welt wieder. Seine Menschenbilder zeigen keine lachenden Gesichter, eher melancholische, manchmal traurige, dennoch neugierige. Der Mensch steht bei Welski immer in einem Gefüge zwischen Ordnung, Zwang und Umwelteinflüssen. Der Maler zwingt den Betrachter, sich damit auseinanderzusetzen. Seine Radierungen anschauen und weitergehen - das ist bei einem Welski-Bild nicht möglich.
Er bleibt bis zu seinem Rentenalter Lehrer an der Sonderschule. Darüber hinaus aber unterrichtet er Studenten an der Fachhochschule für Design in Bielefeld im Fachbereich Gestaltung. Dazwischen reist Welski immer wieder nach Krakau: In Polen entstehen seine Stadtbilder. Mit seiner Arbeit trägt er viel zur deutsch-polnischen Verständigung bei.
Die Chemikalien zur Umsetzung einer Radierung aber hinterlassen ihre Spuren an seinen Händen. Sein Schaffensdrang wird immer mehr eingeschränkt. »Ich habe noch mein Atelier in Oeynhausen, Radierungen aber mache ich nicht mehr«, sagt Welski. Wenn er arbeitet, dann malt er. Seine Kreativität ist auch mit 80 Jahren nicht zu stoppen.

Artikel vom 16.03.2006