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»V« will Welt verändern

Spannender Utopie-Thriller nach Comic-Vorlage

Wie »München« oder George Clooneys jüngste Filme (»Syriana«, »Good Night, and Good Luck«) ist auch James McTeigues »V wie Vendetta« ein Beispiel dafür, dass Hollywood derzeit sehr politisch denkt.

Während Clooney und Spielberg sich mit Fakten der Vergangenheit und Gegenwart auseinander setzen, entwirft McTeigue auf der Grundlage eines Science-Fiction-Comics eine Zukunftsvision, die an »1984« und »Fahrenheit 451« erinnert. Durch eine Überfrachtung an Anspielungen und Pathos bleibt der Film aber weit hinter seinen Vorbildern zurück.
»V« (Hugo Weaving) ist das Pseudonym eines maskierten Freiheitskämpfers, der sich als Retter der Unterdrückten aufmacht und die Welt verändern will. Auf seinem Feldzug begegnet er der hübschen Evey (Natalie Portman), die sich nach anfänglichen Zweifeln ihm anschließt.
»V« ist ein kultivierter Gentleman, der wie das »Phantom der Oper« nie seine Maske abnimmt, denn sein Körper wurde bei medizinischen Experimenten entstellt. Dies ist auch der ausschlaggebende Grund seiner Rache.
Der Film stützt sich auf den gleichnamigen Comic-Roman von Alan Moore und David Lloyd, der erstmals 1981 erschien und bald eine Kultgemeinde um sich scharte. Damals als Kritik auf die Politik Margaret Thatchers gedacht, entwarfen die Autoren einen faschistischen britischen Polizeistaat.
In der Verfilmung ist der Diktator - übrigens gespielt von John Hurt, der in »1984« noch in der Hauptrolle auf der Seite der Unterdrückten zu sehen war - eine Mischung aus Hitler und heutigen Staatsmännern. Dabei bewegt sich der Film auf dünnem Eis, legt aber den Finger gekonnt in die Wunden von Krieg und Terrorismus.
Die meiste Zeit ist »V wie Vendetta« ein spannender Utopie-Thriller, der deutlich machen will, dass das Ende der Geschichte nicht erreicht ist, sondern sich auch grausame Holocaust-Verbrechen in der Zukunft wiederholen können. Cineplex/Kinoplex.de

Artikel vom 16.03.2006