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Revolver viel
zu teuer bezahlt

Geldstrafe für illegalen Waffenkauf


Bünde/Herford (cl). Vor dem Herforder Amtsgericht wurde jetzt der wohl letzte Ausläufer eines spektakulären Vorgangs juristisch aufgearbeitet. Wenige Tage vor seinem 35. Geburtstag saß der Bünder Dirk S. vor Richterin Claudia Schonscheck. Ihm hatte die Polizei Ende 2004 einen Smith & Wesson-Magnum-Revolver mit Munition abgenommen, den er von einem schwerkriminellen Türken für 3500 Euro, deutlich überteuert und illegal erworben hatte. Dessen Telefonate wurden von der Polizei abgehört, die so (als Nebeneffekt) von diesem Deal erfuhr. Für den Verstoß gegen das Waffengesetz war Dirk S. am 19. September 2005 vom Amtsgericht Bünde zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen verurteilt worden.
Jetzt stellte sich heraus, dass Dirk S. nach der Konfiszierung des ersten Revolvers die selbe Lieferung noch einmal bestellt hatte. Der Hintergrund war ungewöhnlich: Trotz seiner jungen Jahre hat Dirk S. schon mit zwei Baugesellschaften Pleiten hingelegt und mehrere hundert Bauherren schwer geschädigt.
Einer von ihnen hatte einen Russlanddeutschen (beide hatten keinerlei Vorstrafen) als angeblichen Killer der Russenmafia gedungen. Dieser war bei Familie S. in Bünde eingedrungen und hatte das Ehepaar mit vorgehaltener Schusswaffe aufgefordert, 55 000 Euro zu bezahlen. Bei der fingierten Geldübergabe waren Auftraggeber und Helfer von der Polizei geschnappt worden. Im August 2005 waren beide vom Herforder Schöffengericht zu je zwei Jahren mit Bewährung verurteilt worden (die BÜNDER ZEITUNG berichtete).
Nach der Festnahme der Erpresser wollte Dirk S. vom Kauf der zweiten Waffe zurücktreten, aber der Lieferant wollte sie loswerden und brauchte auch das Geld dringend für dunkle Geschäfte. Immerhin warf der Angeklagte den zweiten Revolver nicht einfach weg. Ihm war klar, dass ein möglicher Finder damit eine Menge Unheil hätte anrichten können. Bei einer zweiten Hausdurchsuchung am 15. November 2005 beschlagnahmte die Polizei auch diese Schusswaffe. Diesmal fiel die Geldstrafe mit 1200 Euro (120 Tagessätzen) naturgemäß etwas höher aus.

Artikel vom 15.03.2006