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»Arnie« am Telefon

TuRa: mehr als zwei Jahrzehnte Behindertensport

Von Jens Twiehaus (Text und Foto)
Elsen (WV). Und plötzlich war Arnold Schwarzenegger am Telefon. Aus heiterem Himmel klingelte der Apparat und der Held aus den »Terminator«-Filmen lud ein in sein Münchener Café. »Auch so etwas erlebt man im Behindertensport«, lacht Matthias Brumby. Und tatsächlich: Es ist viel passiert in 23 Jahren bei der TuRa Elsen.

Aber der heutige Gouverneur von Kalifornien hat natürlich nicht einfach so zum Hörer gegriffen. Bei den Weltspielen der Special Olympics in den USA hatte er die Sportlergruppe aus Elsen kennen gelernt und »er fand uns wohl gut«, sagt Brumby. Die Geschichte liegt zwar sechs Jahre zurück, angerufen wurde nicht Brumby, sondern der Leiter der Behinderteneinrichtung »Schlosswerkstätten« in Schloß Neuhaus und nicht mal mitgefahren ist Brumby zum Kaffeetrinken bei »Arnie«. Aber er finde das einfach so lustig. Und irgendwie beschreibt die Geschichte auch, wie verrückt manchmal eine Tätigkeit im Behindertensport sein kann.
Es war aber nie die große Prominenz, die den Alltag der Behindertensportabteilung bestimmte. »Für uns war immer das Wichtigste, die Gemeinschaft der geistig Behinderten zu fördern und auch deren Eltern bei der Bewältigung der Situation zu helfen«, sagt Eva Kremliczek, die neben Brumby Abteilungsleiterin ist. Die SPD-Politikerin und Vorsitzende des Stadtsportverbandes ist eine der »Gründungsmütter« der Abteilung. Für ihre geistig behinderte Tochter Stefanie, die mittlerweile 37 Jahre alt ist, suchte sie im Jahr 1982 nach Abwechslung und einer Möglichkeit, sportlich aktiv zu werden. Damals fanden sich rund 20 Eltern von der Hermann-Schmidt-Sonderschule zusammen und wurden eine feste Gemeinschaft, organisierten Ausflüge, »und wir haben auch überlegt, wie wir uns gegenseitig helfen können«, erzählt Kremliczek heute. Ein Jahr später, durch Marianne Gees von den Schlosswerkstätten und den Ex-TuRa-Vorsitzenden Rudi Mersch, erfolgte die Eingliederung in den großen Verein. »Das war eine wichtige Zeit. Wir wurden mit offenen Armen empfangen«, berichtet die 57-Jährige. Aus den 20 Familien wurden bis heute 330 aktive Mitglieder in 28 Gruppen. Sie werden von 26 Übungsleitern und zwei Zivis betreut.
Einen richtigen Aufschwung gab es 1996: Seitdem bietet die TuRa in Kooperation mit dem Stadtsportverband auch in den Schlosswerkstätten Sportmöglichkeiten an. »Das ist bundesweit einmalig«, sagt Brumby, der als 2. Vorsitzender über den Stadtsportverband in den Verein fand.
Und die nächsten Ereignisse stehen schon ins Haus. »Wir haben erst vor ein paar Tagen erfahren, dass wir an den europaweiten Special Olympics in Rom teilnehmen«, berichtet Brumby, während Michael Bunge schon fleißig für den Osterlauf trainiert und sagt: »Ich bin fit für fünf Kilometer.« Außerdem wird das Angebot noch erweitert: Ab diesem Jahr ist TuRa gar in Bad Wünnenberg vertreten.

Artikel vom 16.03.2006