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Stein auf Stein - Rietberg hilft

Martinschüler unterstützen ehemalige Klassenkameraden: »Ein Haus für Ahmetis«

Von Meike Oblau
Rietberg (WB). Unter ärmlichsten Zuständen lebt die Familie Ahmeti in Skenderaj. Vor zwei Jahren wurden die sechs Familienmitglieder aus Rietberg ins Kosovo abgeschoben. Ihre ehemaligen Mitschüler von der Rietberger Martinschule haben ihre Freunde nicht vergessen. An der Martinschule läuft derzeit die Aktion »Ein Haus für Ahmetis«.

Besonders Antigona, die älteste Tochter der Ahmetis, kommt mit der neuen Situation nach der Abschiebung nicht zurecht. Aber auch für ihre Eltern und Geschwister ist es schwer. Im vergangenen Jahr besuchten Mitglieder der Rietberger Kolpingfamilie um Georg Winkler die Ahmetis in ihrer neuen Heimat und brachten in einem Hilfskonvoi Spenden aus Deutschland nach Skenderaij. Die Kinder der Martinschule und des Sabina-Katharina-Kindergartens hatten Päckchen für die Ahmeti-Kinder gepackt, zudem überbrachten die Kolpinger auch Material für das Krankenhaus in Skenderaj. Doch vor allem die Situation der Familie Ahmeti schockierte die Männer aus Rietberg. »Es kann sich hier in Deutschland wirklich kein Mensch vorstellen, unter welchen unwürdigen Bedingungen die dort leben müssen«, ist Georg Winkler noch immer schockiert von den Zuständen in der Wohnung, die die sechsköpfige Familie zugewiesen bekam. »Sie leben zu sechst in zwei kleinen Zimmern, das Haus ist völlig zerschossen und würde in Deutschland ganz sicher das Schild ÝZutritt verboten, EinsturzgefahrÜ tragen. Es schimmelt, nachts laufen die Ratten in den Wohnungen herum, und das Badezimmer ist nicht zu beschreiben«, so Winkler. Er hat eine erschütternde DVD-Dokumentation angefertigt, von der die ehemaligen Mitschüler und Lehrer der Ahmeti-Kinder schockiert sind. David hat nach wie vor Briefkontakt zu den Ahmetis: »Teilweise gehen die Kinder nicht mehr zur Schule, weil sie dort bedroht werden und weil Schule viel zu teuer ist«, schildert er. Die ehemaligen Mitschüler aus der Martinschule haben jetzt die Initiative ergriffen. Seit drei Wochen verkaufen sie jeweils dienstags und donnerstags in den großen Pausen symbolische Klinkersteine für zwei Euro, um den Ahmetis zu helfen, ihren größten Traum zu erfüllen: ein eigenes Haus in Skenderaij. »Gemessen an deutschen Dimensionen sollte der Wunsch einigermaßen leicht zu erfüllen sein, man braucht im Kosovo 10 000 Euro, um ein Haus zu bauen«, schildert Schulleiter Hans Osterhoff. Wenn am Donnerstag, 30. März, Elternsprechtag an der Martinschule ist, hoffen die Schüler darauf, viele weitere Steine zu verkaufen. »Wir werden auch Handzettel an allen benachbarten Schulen verteilen«, hofft Hans Osterhoff auf viel Solidarität. Auch die Einnahmen aus Waffel- und Kaffeeverkauf während des Elternsprechtages sollen Ahmetis zu Gute kommen, ebenso wie Einnahmen aus dem Honigverkauf der Schülerfirma. Geplant ist auch ein Waffelstand am Elli-Center an der Westerwieher Straße am Freitag, 24. März, von 14 bis 18 Uhr. Spätestens im April soll auch wieder der nächste Hilfstransport der Kolpingsfamilie Richtung Skenderaij rollen. Wer für die Familie Ahmeti spenden möchte, kann dies unter folgender Bankverbindung tun: Konto-Nummer 31 575 707 bei der Sparkasse Rietberg, BLZ 478 527 60, Kennwort Kosovo.

Artikel vom 16.03.2006